[:de]Sebastian Voltz – Voyages (Releasedate: 04.02.2022)[:en]Sebastian Voltz – Voyages ( Releasdate: 04.02.2022)[:]

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Es geschah noch mitten im Studium zum klassischen Konzertpianisten, dass das Interesse für improvisierte Musik erwachte. Voltz besuchte mit seinen damaligen Kommilitonen den Konzertabend eines russischen Pianisten. Auf dem Programm stand unter anderem die Klaviersonate B-Dur von Schubert, ein Stück, das Voltz selbst auch bereits aufgeführt hatte. Im zweiten Satz traute er seinen Ohren nicht, denn was der Pianist auf der Bühne spielte war alles andere als das Originalwerk. Was immer auch passiert war, der Ausführende improvisierte so geschickt im Stile der Musik Franz Schuberts, dass niemandem im Publikum die wundersame Wendung der Darbietung auffiel, um urplötzlich wieder in das Originalwerk hinein zu fließen.

Voltz war fasziniert und begann unverzüglich, sich mit improvisierter Musik zu beschäftigen. Die endgültige Hinwendung folgte allerdings erst nach dem Studium, als er bereits ein gutes Stück auf dem steinigen Weg des Konzertpianistendaseins zurückgelegt hatte. Voltz: „Die Wettbewerbe ermüdeten und langweilten mich sehr rasch. Dieses immer wiederkehrende Gegeneinander statt eines Miteinanders in der Musik gefiel mir von Anfang an überhaupt nicht. Das mag im Sport seine Berechtigung haben, in der Musik hingegen hat das nichts verloren.“

Voltz erkannte rasch, dass das nicht sein Weg sein konnte und begann sich mit allerlei verschiedenen Aktivitäten durchzuschlagen. Er begleitete klassische Sängerinnen und Sänger bei Ihren Liederabenden, komponierte ein Auftragswerk für Marimba und sinfonisches Blasorchester, welche erfolgreich an Theatern aufgeführt wurden, trat in Europa, Russland und der Ukraine mit Ensembles der Neuen Musik auf, bereiste mit einer Klezmer-Formation Israel, spielte Klavierabende, trat als Musical Director einer Pop Band in Erscheinung, die eine Sängerin begleitete und half in Theaterensembles aus.

Die Mentalität von Voltz ist die eines Entdeckers, ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen und auf Reisen in neue Gefilde. Eines Tages entdeckte er die Musik der Gitarristin Susan Weinert für sich und war fasziniert. Er nahm Kontakt mit der Künstlerin auf um zu fragen, ob er Noten von verschiedenen Kompositionen haben könnte. Aus der ersten Begegnung mit Susan Weinert und ihrem Mann entstand direkt das Susan Weinert Rainbow Trio mit Voltz am Piano. Bis zum Tod der Gitarristin im März 2020 spielte Voltz über 100 Konzerte mit dieser Formation und es wurden zwei CDs veröffentlicht, die ihn in den Fokus der jazzbegeisterten Hörer rückten. Auftritte bei großen Festivals wie Elbjazz und Jazz Baltica resultierten aus der Zusammenarbeit.

 

Mit dem Tod von Susan Weinert und dem wenige Tage später einsetzenden Corona-Ausnahmezustand änderte sich über Nacht alles. Der prall gefüllte Terminkalender war plötzlich leer und das Trio existierte nicht mehr. Noch am gleichen Abend des Todes von Susan setzte sich Sebastian Voltz an sein Piano und begann eine Komposition für Solopiano als Hommage für die verstorbene Bandkollegin zu schreiben. Das war die Geburtsstunde des nun vorliegenden ersten Soloalbums von Sebastian Voltz. „Die Stücke flossen in den darauffolgenden Tagen einfach aus meinen Fingern und ich befand mich in einer Art Kompositions-Rausch. Alles fügte sich sehr rasch ineinander und ich wusste, dass ich diese Stücke auf einer CD würde dokumentieren müssen und sei es am Ende bloß für mich ganz allein“, sagt Voltz. Das änderte sich rasch, als Voltz damit begann, ein paar der Stücke als Videos zu produzieren, um sie zur Aufmunterung von Freunden und Bekannten während des Lockdowns als Geschenke in Form von Videobotschaften zu verschicken. Rasch wurde der Ruf nach einem Tonträger laut und Voltz buchte sich einen Termin im Studio La Buissonne in der Nähe von Avignon, um mit Gérard de Haro zusammenarbeiten zu können. Mit dem dortigen Flügel war Voltz bereits durch die Trioproduktion im Jahr davor bestens vertraut.

In zwei Tagen war das Album eingespielt und Gérard de Haro hat dem Werk einen edlen Sound verliehen. Die Kompositionen von Voltz erstrahlen in leuchtendem Glanz und sein sehr schöner, klassisch geschulter Anschlag mit Jazz-Approach verleiht den Stücken eine große Eigenständigkeit. Voltz erzählt Geschichten von Reisen, persönlichen Erlebnissen, Entdeckungen und Visionen. So verwinkelt wie sein musikalischer Werdegang, welcher stets geprägt war von sich überraschend eintretenden Wendungen, Begegnungen mit Künstlern unterschiedlicher Genres, die ihm völlig neue Perspektiven eröffneten und seiner ihn immer noch begleitenden Leidenschaft des Musikhörens und Sammelns von CDs, die ihm wichtige Impulse gaben und geben, gestaltet sich auch die musikalische Reise durch das Album Voyages, auf welcher der sympathische Künstler den Hörer dazu einlädt, sich gemeinsam mit ihm auf den Weg durch innere und äußere Welten zu begeben und dabei eigene Assoziationen zu der Musik zu entwicklen, Glücksmomente zu erleben, Traumbilder an sich vorbeiziehen zu lassen. Voyages ist ein intimes autobiographisches Album, eine Sammlung persönlichster Gedanken und Erlebnisse, jedes Stück liebevoll ausgesucht und mit Passion eingespielt. Und jedes davon erzählt in ein paar Minuten seine ganze eigene und faszinierende Geschichte. Abwechslungsreich, spannend und immer wieder anders, was die Spielzeit des Albums von fast einer Stunde wie im Flug vergehen lässt.