Rainer Böhm Trio – Live at the bird’s eye (Releasedate: 23.02.2024)

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Rainer Böhm Trio – Live at the bird’s eye (Releasedate: 23.02.2024)

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Rainer Böhm Trio: Live at the bird’s eye

Von einem Ensemble wie ein Organismus, einem Ausnahmealbum und dem perfekten Spiel des Leaders war die Rede nach dem Erscheinen der CD „what if“ im vergangenen Jahr. Schon damals hatte Pianist Rainer Böhm während der dramaturgisch klug verbundenen, hoch emotionalen und traumwandlerisch zwischen Improvisation und Komponiertem ausbalancierten Sextett-Ereignisse bei drei Kompositionen auf die Bläsersektion verzichtet, um Raum für Trio-Stücke mit Kontrabassist Arne Huber und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel zu haben.

Das verlangte nach mehr, denn dieses Trio ist in der Vorbereitungszeit der Sextett-Aufnahmen zur Idealband des in Köln lebenden, in Nürnberg und Mannheim lehrenden Professors für Jazzklavier und Ensembleleitung geworden. Sie sind langjährige Weggefährten und haben in vielfältigen Konstellationen zusammengespielt und gejammt. Dann ergab sich im Frühsommer 2022 die Gelegenheit, vier Abende im Jazzclub bird’s eye in Basel aufzutreten, vier Konzerte mit alten und neuen Böhm-Kompositionen sowie ein paar Standards zu spielen, bei denen die Band zusammenwuchs, die Stücke immer wieder anders einfärbte, ihre Sicherheit im Miteinander vertiefte und sich entschloss, die besten Versionen auf einem Album zu versammeln. Ein Glücksfall!

 

Rainer Böhm legt seinen Schwerpunkt auf rein akustische Musik. In diesem Kontext ist das Klaviertrio die im Jazz klassische Standardformation mit einer reichen Geschichte. Um die Jahrtausendwende erlangte es so große Popularität, dass es unter Inflationsverdacht geriet. Wie positioniert man sich da und findet sein Alleinstellungsmerkmal? „Ich denk da überhaupt nicht dran“, sagt Rainer Böhm. „Ich versuch, das zu machen, worauf ich Lust habe.“ So einfach ist die Formel für die Überzeugungskraft dieser Musik. Alles fließt wie selbstverständlich, bleibt dabei aber dennoch rau, harsch und unkonfektioniert fern aller Banalität. Es ist, als würden die drei die Sprödheit zum Tanzen bringen, ohne ihre Virtuosität vordergründig ausstellen zu müssen. Da ist diese spannungsreiche Elastizität, die aus dem gemeinsamen Improvisieren entsteht. Alles ist in beiläufiger Tiefe aufgeladen mit Subtönen, rhythmischen Verlagerungen, Akzentverschiebungen und hoher Emotionalität, was sich für den Hörer zu einer großen Einladung zum Wieder- und Wiederhören addiert, um immer neue Details zu entdecken.

Dieses verblüffende Zusammenspiel beruht teilweise auf polyrhythmischen Konzepten, die beim Spielen spontan und intuitiv einfließen, wodurch die Musik vital bleibt und den Hörer nicht intellektuell überrumpelt. Auf diesem unverkopft souveränen Ausleuchten und Entwickeln des Live-Moments basiert die Magie dieses Trios.

Wie der Bandleader Rainer Böhm scheint auch Schlagzeuger Jonas Burgwinkel durch die neun Stücke zu solieren, ohne dabei laut und autoritär zu werden. Das ist eine Voraussetzung dieses quirligen Interagierens, Reagierens und Kommunizierens auf Augenhöhe. Bassist Arne Huber gibt dem einen tiefen Grund, ohne dazu in den Vordergrund zu drängen. Seine gelassene Präsenz ist wie eine Grundfeste für diese improvisatorische Meisterschaft. Nichts beflissen Angestrengtes ist zu hören, wenn die drei Musiker wie in einem natürlichen Flow Texturen und Spieltechniken zusammenführen zu einem großen Repertoire der Ausdrucksmöglichkeiten.

Jedes Stück hat seine Geschichte. „Eibohphobie“ spielt mit der Angst vor Palindromen, indem es auch musikalische Elemente enthält, die wie der Titel vor- und rückwärts gleich sind. „Fuchsia Ballerina“ bezieht sich versunken tänzerisch, angeregt von den Impressionisten und Olivier Messiaen, auf das Aussehen einer Blume. „Mirror“ arbeitet mit gespiegelten Akkorden. „Purpur“ ist einfach eine wunderschöne Jazzballade. „Poly Interlude“ gab es in einer Kurzfassung schon auf dem „what if“-Album, hier blüht es in voller Länge auf. „B“ steht für einen durchgehenden Ton, der fast das gesamte Stück über erklingt und um den die Akkorde gebildet werden. Victor Youngs „Love Letters“ ist Zeugnis der Lust, sich gelegentlich Standards aus dem Great American Songbook zu widmen, in das auch Sasha Distels „The Good Live“ passen würde.

Die kompositorischen Ausgangspunkte haben es in sich, dann wird spielerisch mit ihnen umgegangen. Ganz und gar unaufdringlich bündelt dieses Trio, was guten Jazz ausmacht und ihm Relevanz und in so einem besten Fall das gewisse Mehr gibt: Spontaneität, Intuition, Originalität, Frische, Charakter, Substanz und viel Spaß an der Sache.

 

 

 

Tourplan für CD Release: Rainer Böhm Trio – „Live at the bird´s eye”

 

07.03.2024   Aachen / Büchel Museum

08.03.2024   Taubenbach / Zoglau3 – Raum für Musik

12.03.2024   Köln / King Georg

13.03.2024   Stuttgart / Jazzclub Bix

15.03.2024   Hechingen / Alte Synagoge

16.03.2024   Heppenheim / Jazz im Marstall

17.03.2024   Denzlingen / Fuge trifft Fuge

03.05.2024   Agathenburg / Schloss

04.05.2024   Berlin / Zig Zag Jazz Club

19.05. 2024   Preisträgerkonzert /  Theater für Niedersachsen, Hildesheim

Gewinner des 1. Preis beim HI Five Jazz Award Hildesheim

 

01.06.2024   Offenburg / Reithalle

(im Sextet mit Percy Pursglove – trumpet, Wanja Slavin – alt sax, Domenic Landolf tenor sax, Arne Huber – bass, Jonas Burgwinkel – drums und Rainer Böhm – piano)

 

13.12.2024   Basel (CH) / bird´s eye

14.12.2024   Basel (CH) / bird´s eye

(im Sextet mit Percy Pursglove – trumpet, Wanja Slavin – alt sax, Domenic Landolf tenor sax, Arne Huber – bass, Jonas Burgwinkel – drums und Rainer Böhm – piano)