Olivia Trummer – For You (Releasedate: 04.03.2022)

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Olivia Trummer – For You (Releasedate: 04.03.2022)

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In Stuttgart als Tochter eines Pianisten-Paares geboren, ließ Olivia Trummer sich zunächst klassisch ausbilden, flirtete aber bereits damals mit dem Jazz als hochpräsenter Form des spontanen Ausdrucks. Unter dem Einfluss von Song-Monolithen wie Steely Dans Donald Fagen fanden die Koordinaten von freier Musik, Songstruktur und Klassik schließlich zu einer eigenen, immer dem Sublimen zugewandten musikalischen Sprache. Nun fügt sie ihrer vielseitigen Diskographie ein 9. Album hinzu.

Mit entwaffnend klarer, direkter und kristallgoldener Stimme lädt Olivia Trummer elf Song-Kapitel weit zum vielschichtigen Betrachten und Lauschen einer Geschichte ein, die ihre eigene sein könnte. „For You“ hat sie die Storyline genannt, deren Narrativ unaufgeregt an die Imagination der Zuhörer appelliert. Der Titel sagt: Mache dir die Poesie dieser nonchalanten Verbindung von Musik und gesungenem Wort zu eigen, finde deine eigene Geschichte in ihr, denn die Songs sind auch „Für dich“ da! Selbstgnade ist ein Begriff, der wie eine Art Schlüsselcode zum Öffnen der Räume dient, die sie mit ihrem Trio und ausgewählten Solisten einladend ausleuchtet. Es sind Räume der Seele, Räume voller Geheimnisse und delikater Widersprüche. Hier finden Licht und Schatten menschlicher Existenz zu einer klischeefrei formulierten Sinfonie der Leidenschaften zusammen.

Das paradox betitelte „Thirsty In The Bathtub“ gibt die Fährte vor, der das Album über weite Strecken inhaltlich wie auch musikalisch folgt. Gedanken an Achtsamkeit, Menschlichkeit und die Demut vor dem Heiligtum Musik werden darin vortrefflich-bündig auf den Punkt gebracht. „For You“ ist songbasierter Jazz, der nicht befremdet, sondern im erbaulichen Sinne unterhält. Zwar bestimmen ihre Texte die Parameter der Songs verhältnismäßig engmaschig. Dennoch findet sich in den Arrangements reichlich Platz für improvisierte Momentaufnahmen, die den Spannungsbögen der jeweiligen Geschichten überaus zuträglich gestaltet sind. Olivia Trummers Trio-Komplizen Nicola Angelucci (Schlagzeug) und Rosario Bonaccorso (Bass) grundieren die Songs gleichsam rhythmisch-hormonell und feinmotorisch-empathisch.

Das juvenil-pulsierende „Ever Changing Heart“ ist ein Paradebeispiel für die musikdienliche Jazz-Song-Auffassung Olivia Trummers. Kurt Rosenwinkel, mit dem Trummer als Pianistin und Sängerin in dessen „Caipi“-Sextett drei Jahre lang rund um den Erdball tourte, setzt dem vitalen Treiben geschmackvoll-solistische Krönchen auf. Von reichlich Blue Notes wird die Ballade „Fall Song“ getragen, in der der italienische Trompeter Fabrizio Bosso – in seinem Land längst ein Star der dortigen Jazz-Szene – seine Gentleman-artige Präsenz als Solist unterstreicht.

„For You“ wurde in den Mailänder „Officine Meccaniche“-Studios aufgenommen. Deren reichlich vorhandenes, sorgsam gepflegte Vintage-Gear-Sammlung umfasst einen Flügel, den bereits Duke Ellington regelmäßig spielte. Gleichwohl entschied er nicht die Wahl des Studios. Das Pendeln zwischen Olivia Trummers Zuhause in Berlin und dem Domizil ihres Lebens- und Arbeitspartners Nicola Angelucci, gestaltete sich während der ersten beiden Covid 19-Wellen schwierig. Vier der fünf beteiligten „For You“-Musiker befanden sich während des zweiten Shutdowns in Italien, weswegen Olivia Trummer kurzerhand beschloss, das Album im Süden Europas aufzunehmen. Damit greift sie in vielerlei Hinsicht die Fährte auf, die mit dem Album „Fly Now“ begann: 2014 tauschte sie ihr gewohntes Terrain fürs Recording gegen die vibrierende Metropole New York ein. Auch damals verzichtete sie zugunsten transparenter Arrangements auf großspurige Orchestrierungen und wählte den Weg des Akustischen, quasi Analogen. „For You“ erhebt die Reduktion aufs Wesentliche, die stetige Suche nach dem eigentlichen Kern der Dinge zum Leitmotiv, frei nach dem Motto „It takes time to understand the song that’s playing in your heart“. Vor diesem Hintergrund erscheint es beinahe logisch, dass auch einige der Songs lange Reifungsprozesse durchliefen, bevor sie ihre Bestimmung auf „For You“ fanden. Die Blues-getaktete „Road To Peace“ etwa entstand bereits vor zehn Jahren. Sie bedurfte allerdings so mancher persönlicher, teils auch schmerzhafter Baustellen-Umbrüche, bevor sie freigegeben werden konnte. Befährt man sie jetzt auf dem Weg zum inneren Frieden, führt sie vorbei an Wildwuchs, der Ängste löst. Kurt Rosenwinkels mittig liegendes, dichtkunstartiges Gitarrensolo klingt darin wie die langersehnte Erlösung von selbstauferlegtem Druck.

Für Olivia Trummer war Musik immer aktuelle Notwendigkeit, wie sie sagt. Ihre Songs resultieren ungeachtet des jeweiligen Zeitgeists aus der Intuition. Indes wurde ihr bereits während des „For You“-Produktionsprozesses schemenhaft bewusst, dass sie überaus Relevant-Aktuelles auf Tonspuren festhielt. Die Menschheit verirrt sich zunehmend in absurden Aberglauben-Varianten, Ansichten spitzen sich zu, die Mainstream-Kultur propagiert den Rückzug ins Private, weil die Welt scheinbar unerträglich geworden ist.
Wirklicher Austausch, wahrhaftiger Kommunikationswille, der vielleicht das wichtigste Wesensmerkmal aller Musikkunstschaffenden ist, findet kaum noch statt. „Es scheint, als ob alle an einer Veränderung der Welt interessiert sind. Dazu sind allerdings erstmal Veränderungen im eigenen Mikrokosmos notwendig. Die Frage danach, was man im Leben eigentlich nicht braucht, ist ein guter Anfang, wenn wir die Essenzen unseres Seins erkennen möchten. Ich bin ungerne laut, ich mag mich mit meiner Musik nicht aufdrängen, will keine Deutungshoheit verkünden.

Meine Songs sind vielmehr ein Angebot zum fühlbaren Gedankenaustausch“, erklärt Olivia Trummer ihr künstlerisches Selbstverständnis. Im Zeitalter der Marktschreier, in dem alles sukzessive lauter wird, wirkt ihre Hinwendung zum Sanften, Zärtlichen, Liebevollen umso eindrücklicher. Nach einer Reihe vielgerühmter Alben unter ihrem Namen, ist „For You“ Olivia Trummers bislang persönlichstes Werk geworden – eine Geschichte voller Preziosen, die vom tugendhaften Betrachten des Großen im Kleinen leben.

 

Olivia Trummer – „For You“ Tour

15.2. Pullach, Bürgerhaus
16.2. Fürstenfeldbruck, Veranstaltungsforum
17.2. München, Unterfahrt
18.2. Mannheim, Ella & Louis
19.2. Stuttgart, Bix
28.2. Milano (Italy), Teatro Filodrammatici (Release-Event)
4.3. Emsdetten, Jazzfestival
6.+7.3. Hameln, Doubletime Jazz Club
24.3. Izmir (Turkey), European Jazz Festival
26.3. Berlin, A-Trane
31.3. Bertinoro (Italy)
1.4. Cava de Tirreni (Italy), Il Moro
10.4. Freiburg, Jazzhaus
19.5. Bonn, Jazzfest (Special with full album lineup: + Kurt Rosenwinkel + Fabrizio Bosso)
4.11. Ingolstadt, Ingolstädter Jazztage

 

 

 

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In Stuttgart als Tochter eines Pianisten-Paares geboren, ließ Olivia Trummer sich zunächst klassisch ausbilden, flirtete aber bereits damals mit dem Jazz als hochpräsenter Form des spontanen Ausdrucks. Unter dem Einfluss von Song-Monolithen wie Steely Dans Donald Fagen fanden die Koordinaten von freier Musik, Songstruktur und Klassik schließlich zu einer eigenen, immer dem Sublimen zugewandten musikalischen Sprache. Nun fügt sie ihrer vielseitigen Diskographie ein 9. Album hinzu.

Mit entwaffnend klarer, direkter und kristallgoldener Stimme lädt Olivia Trummer elf Song-Kapitel weit zum vielschichtigen Betrachten und Lauschen einer Geschichte ein, die ihre eigene sein könnte. „For You“ hat sie die Storyline genannt, deren Narrativ unaufgeregt an die Imagination der Zuhörer appelliert. Der Titel sagt: Mache dir die Poesie dieser nonchalanten Verbindung von Musik und gesungenem Wort zu eigen, finde deine eigene Geschichte in ihr, denn die Songs sind auch „Für dich“ da! Selbstgnade ist ein Begriff, der wie eine Art Schlüsselcode zum Öffnen der Räume dient, die sie mit ihrem Trio und ausgewählten Solisten einladend ausleuchtet. Es sind Räume der Seele, Räume voller Geheimnisse und delikater Widersprüche. Hier finden Licht und Schatten menschlicher Existenz zu einer klischeefrei formulierten Sinfonie der Leidenschaften zusammen.

Das paradox betitelte „Thirsty In The Bathtub“ gibt die Fährte vor, der das Album über weite Strecken inhaltlich wie auch musikalisch folgt. Gedanken an Achtsamkeit, Menschlichkeit und die Demut vor dem Heiligtum Musik werden darin vortrefflich-bündig auf den Punkt gebracht. „For You“ ist songbasierter Jazz, der nicht befremdet, sondern im erbaulichen Sinne unterhält. Zwar bestimmen ihre Texte die Parameter der Songs verhältnismäßig engmaschig. Dennoch findet sich in den Arrangements reichlich Platz für improvisierte Momentaufnahmen, die den Spannungsbögen der jeweiligen Geschichten überaus zuträglich gestaltet sind. Olivia Trummers Trio-Komplizen Nicola Angelucci (Schlagzeug) und Rosario Bonaccorso (Bass) grundieren die Songs gleichsam rhythmisch-hormonell und feinmotorisch-empathisch.

Das juvenil-pulsierende „Ever Changing Heart“ ist ein Paradebeispiel für die musikdienliche Jazz-Song-Auffassung Olivia Trummers. Kurt Rosenwinkel, mit dem Trummer als Pianistin und Sängerin in dessen „Caipi“-Sextett drei Jahre lang rund um den Erdball tourte, setzt dem vitalen Treiben geschmackvoll-solistische Krönchen auf. Von reichlich Blue Notes wird die Ballade „Fall Song“ getragen, in der der italienische Trompeter Fabrizio Bosso – in seinem Land längst ein Star der dortigen Jazz-Szene – seine Gentleman-artige Präsenz als Solist unterstreicht.

„For You“ wurde in den Mailänder „Officine Meccaniche“-Studios aufgenommen. Deren reichlich vorhandenes, sorgsam gepflegte Vintage-Gear-Sammlung umfasst einen Flügel, den bereits Duke Ellington regelmäßig spielte. Gleichwohl entschied er nicht die Wahl des Studios. Das Pendeln zwischen Olivia Trummers Zuhause in Berlin und dem Domizil ihres Lebens- und Arbeitspartners Nicola Angelucci, gestaltete sich während der ersten beiden Covid 19-Wellen schwierig. Vier der fünf beteiligten „For You“-Musiker befanden sich während des zweiten Shutdowns in Italien, weswegen Olivia Trummer kurzerhand beschloss, das Album im Süden Europas aufzunehmen. Damit greift sie in vielerlei Hinsicht die Fährte auf, die mit dem Album „Fly Now“ begann: 2014 tauschte sie ihr gewohntes Terrain fürs Recording gegen die vibrierende Metropole New York ein. Auch damals verzichtete sie zugunsten transparenter Arrangements auf großspurige Orchestrierungen und wählte den Weg des Akustischen, quasi Analogen. „For You“ erhebt die Reduktion aufs Wesentliche, die stetige Suche nach dem eigentlichen Kern der Dinge zum Leitmotiv, frei nach dem Motto „It takes time to understand the song that’s playing in your heart“. Vor diesem Hintergrund erscheint es beinahe logisch, dass auch einige der Songs lange Reifungsprozesse durchliefen, bevor sie ihre Bestimmung auf „For You“ fanden. Die Blues-getaktete „Road To Peace“ etwa entstand bereits vor zehn Jahren. Sie bedurfte allerdings so mancher persönlicher, teils auch schmerzhafter Baustellen-Umbrüche, bevor sie freigegeben werden konnte. Befährt man sie jetzt auf dem Weg zum inneren Frieden, führt sie vorbei an Wildwuchs, der Ängste löst. Kurt Rosenwinkels mittig liegendes, dichtkunstartiges Gitarrensolo klingt darin wie die langersehnte Erlösung von selbstauferlegtem Druck.

Für Olivia Trummer war Musik immer aktuelle Notwendigkeit, wie sie sagt. Ihre Songs resultieren ungeachtet des jeweiligen Zeitgeists aus der Intuition. Indes wurde ihr bereits während des „For You“-Produktionsprozesses schemenhaft bewusst, dass sie überaus Relevant-Aktuelles auf Tonspuren festhielt. Die Menschheit verirrt sich zunehmend in absurden Aberglauben-Varianten, Ansichten spitzen sich zu, die Mainstream-Kultur propagiert den Rückzug ins Private, weil die Welt scheinbar unerträglich geworden ist.
Wirklicher Austausch, wahrhaftiger Kommunikationswille, der vielleicht das wichtigste Wesensmerkmal aller Musikkunstschaffenden ist, findet kaum noch statt. „Es scheint, als ob alle an einer Veränderung der Welt interessiert sind. Dazu sind allerdings erstmal Veränderungen im eigenen Mikrokosmos notwendig. Die Frage danach, was man im Leben eigentlich nicht braucht, ist ein guter Anfang, wenn wir die Essenzen unseres Seins erkennen möchten. Ich bin ungerne laut, ich mag mich mit meiner Musik nicht aufdrängen, will keine Deutungshoheit verkünden.

Meine Songs sind vielmehr ein Angebot zum fühlbaren Gedankenaustausch“, erklärt Olivia Trummer ihr künstlerisches Selbstverständnis. Im Zeitalter der Marktschreier, in dem alles sukzessive lauter wird, wirkt ihre Hinwendung zum Sanften, Zärtlichen, Liebevollen umso eindrücklicher. Nach einer Reihe vielgerühmter Alben unter ihrem Namen, ist „For You“ Olivia Trummers bislang persönlichstes Werk geworden – eine Geschichte voller Preziosen, die vom tugendhaften Betrachten des Großen im Kleinen leben.

 

Olivia Trummer – „For You“ Tour

15.2. Pullach, Bürgerhaus
16.2. Fürstenfeldbruck, Veranstaltungsforum
17.2. München, Unterfahrt
18.2. Mannheim, Ella & Louis
19.2. Stuttgart, Bix
28.2. Milano (Italy), Teatro Filodrammatici (Release-Event)
4.3. Emsdetten, Jazzfestival
6.+7.3. Hameln, Doubletime Jazz Club
24.3. Izmir (Turkey), European Jazz Festival
26.3. Berlin, A-Trane
31.3. Bertinoro (Italy)
1.4. Cava de Tirreni (Italy), Il Moro
10.4. Freiburg, Jazzhaus
19.5. Bonn, Jazzfest (Special with full album lineup: + Kurt Rosenwinkel + Fabrizio Bosso)
4.11. Ingolstadt, Ingolstädter Jazztage

 

 

 

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