Hannes Wader – Trotz alledem – Lieder aus 50 Jahren ; Sechzehn Album-Wiederentdeckungen

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Hannes Wader – Trotz alledem – Lieder aus 50 Jahren ; Sechzehn Album-Wiederentdeckungen

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(Universal, VÖ: 25.10.2013)
Als Hannes Wader im März dieses Jahres vor einem Millionen-Publikum der ECHO in der Kategorie Lebenswerk überreicht wurde, staunte der Künstler selbst nicht schlecht, wer sich im Laufe der Veranstaltung alles als Fan seiner Lieder outete. Sein langjähriger Weggefährte und Kollege Reinhard Mey fasste es in seiner Laudatio wie folgt zusammen: „Mein Freund Hannes hat die Musikszene in diesem Land bewegt und sich um die Menschlichkeit verdient gemacht“. Zum Finale der Sendung rockte Wader gemeinsam mit den Toten Hosen sein bekanntestes Lied „Heute hier, morgen dort“ und sorgte so für den unumstrittenen ECHO 2013-Höhepunkt.

Ungefähr die Hälfte dieses mit dem ECHO ausgezeichneten Lebenswerks war allerdings in den letzten Jahren gar nicht auf Tonträger erhältlich. Zwischen 1979 und 2007 nahm Hannes Wader nämlich insgesamt siebzehn Alben für das alternative Schallplatten-Label Pläne auf. Als gegen Ende des vergangenen Jahrzehnts das Aus für den traditionsreichen Verlag kam, verschwanden mit ihm alle diese Alben vom Markt und wurden bald zu gesuchten und zumeist teuren Raritäten.

Diese Lücke wird nun Stück für Stück von Universal Music geschlossen, wo im letzten Jahr bereits Hannes Waders aktuelles Album „Nah dran“ erschien. Sechzehn Pläne-Alben (ein für Pläne aufgenommenes Hörbuch folgt separat) werden innerhalb eines Jahres in insgesamt vier Staffeln neu herausgebracht – digital remastert und mit vollständig abgedruckten Liedtexten in den CD-Booklets. Auch als Download werden die Alben selbstverständlich wieder verfügbar sein.

Hannes Waders Pläne-Alben fügen sich nahtlos in die inhaltliche und stilistische Kontinuität seines Werkes ein, stehen aber auch für einen neuen Abschnitt in seinem Leben: Im Jahre 1977 war Wader in die DKP, die Deutsche Kommunistische Partei, eingetreten, was ihm heftige Kritik vieler seiner Fans und Boykotts von Seiten der Medien einbrachte. Umso aktiver trat er in dieser Zeit bei politischen Veranstaltungen, in bestreikten Betrieben und bei vielen Demonstrationen der Friedensbewegung auf. Auch der in der Branche Aufsehen erregend Label-Wechsel – vom etablierten Mercury-Label zu einem kleinen, linken Verlag – fällt in diese Zeit. 1991 trat Hannes Wader aus der Kommunistischen Partei aus, ohne seine sozialistischen Grundüberzeugungen, die Ideale von Solidarität und Frieden, aufzugeben.

In Hannes Waders Pläne-Jahren entstand ein abwechslungsreiches, keineswegs nur politisch relevantes Schallplattenwerk, in dessen Mittelpunkt Eigenkompositionen und eigene Texte von lyrischer Dichte wie „Am Fluss“ (1985), voller Sarkasmus („Der Unsichtbare“, 1995) oder mit sozialer Wucht wie „Trotz alledem III“ (2006) stehen. Nicht zu vergessen das Lied „Es ist an der Zeit“, vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1980, das zu einem der bedeutendsten Lieder der deutschen Friedensbewegung geworden ist und den Hörer jedes Mal von neuem zu ergreifen vermag.

Neben vielen eigenen Liedern, einige längst Wader-„Standards“, hat es ihn auch immer wieder gereizt, Lieder von Kollegen zu singen, ihre Texte ins Deutsche zu übertragen, ihre Gedichte zu vertonen, die – zum Teil lange verstorbenen – Musiker und Dichter zu ehren und sich selbst eine Freude zu machen. So entstanden Herzensprojekte wie „An Dich hab ich gedacht“ (1997), mit Liedern von Franz Schubert, oder „Liebe, Schnaps, Tod“ (1996), ein Album mit Werken des schwedischen Rokokodichters Carl Michael Bellman.

Auch Interpretationen von populären Klassikern wie „Sag mir, wo die Blumen sind“ (Album „Dass nichts bleibt wie es war“, 1982), Volksliedern oder gar Mozarts „Ständchen“ aus dem Don Giovanni (Album „Auftritt“, 1998) gehören dazu, ebenso wie Vertonungen von Gedichten wie Nietzsches „Vereinsamt“ oder Eichendorffs „Wandern lieb ich für mein Leben“ (Album „Und es wechseln die Zeiten“, 2004) und kongeniale Übertragungen vom Englischen ins Deutsche wie „Gut, wieder hier zu sein“ (Album „Nicht nur ich allein”, 1983) – im Original von Freund und Kollege Allan Taylor. Auf einigen Pläne-Alben, Live- und Studio-Produktionen, ist Hannes Wader zudem mit seinen Freunden und Mitstreitern Konstantin Wecker, Reinhard Mey und Klaus Hoffmann zu hören.

Auch bei Pläne bestimmte Hannes Wader wie immer selbst maßgeblich Inhalt und Zeitpunkt seiner Veröffentlichungen, machte „sein eigenes Ding“ – jenseits aller Trends und Moden. Er blieb nicht stehen, ging Risiken ein, beging Irrtümer und erlitt Rückschläge. Er wurde dabei reifer und blieb offen für Neues. Das Ergebnis ist ein Werk von ebenso großer Kontinuität und Vielfalt wie unverwechselbarer Identität.

Dass nun sämtliche Alben des Künstlers bald wieder auf dem Markt erhältlich sein werden – noch dazu nahezu geschlossen bei Universal Music – ist ein bedeutender Moment in der künstlerischen Biographie des Liedermachers. Alte Freunde seiner Lieder werden nun Gelegenheit haben, eventuelle Lücken in ihrer Sammlung zu schließen, für „Neue Bekannte“ – so der Titel des letzten Albums bei Pläne aus dem Jahr 2007 – ist hierdurch die Möglichkeit gegeben, auch das Gesamtwerk des Künstlers kennen zu lernen und seine spannende wie konsequente Entwicklung über die Jahrzehnte nachzuvollziehen.

Als besonderes Extra erscheint zusammen mit der ersten Staffel eine neue Doppel-CD-Compilation, „Trotz alledem – Lieder aus 50 Jahren“, die erste von Hannes Wader selbst zusammengestellte und ausführlich kommentierte Werkschau und der erste repräsentative, Label-übergreifende Querschnitt seines Gesamtwerkes überhaupt.