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Freddie Hubbard – Without A Song (Live In Europe 1969)
(Blue Note; VÖ: 12.06.09) Blue Note öffnet einmal mehr seine Schatztruhe: In der Serie seltener Archivaufnahmen, in der bereits exzellente Livealben von Thelonious Monk mit John Coltrane, Charles Mingus mit Eric Dolphy sowie von Horace Silver vorliegen, erscheint nun ein weiteres Prunkstück – eine Hommage an Freddie Hubbard, den legendären Jazztrompeter, der Ende letzten Jahres im Alter von 70 Jahren starb. „Without A Song: Live In Europe 1969“ präsentiert sieben atemberaubende Liveaufnahmen, die im besagten Jahr während dreier Konzerte in England und Deutschland entstanden. Freddie Hubbard war damals auf der Höhe seiner künstlerischen Ausdruckskraft und glänzte auf der damaligen Jazz Wave Tournee als Leader eines hochkarätig besetzten Quartetts, zu dem Roland Hanna (Piano), Ron Carter (Bass) und Louis Hayes (Schlagzeug) gehörten. Nachdem das Material jahrelang in den Archiven geschlummert hatte, schickte Michael Cuscuna die Aufnahmen im letzten Jahr an Freddie Hubbard, der gerade an seinem letzen Album arbeitete und von der Idee, dass die Liveaufnahmen veröffentlicht werden sollten, absolut begeistert war.
„Freddie sagte, dass sein Spiel auf diesen Bändern zu seinem besten überhaupt gehöre“, erinnert sich Cuscuna, der für das neue Mastering Malcolm Addey engagierte, der schon die Originalaufnahmen mitgeschnitten hatte. „Freddie verhielt sich wie ein kleiner Schuljunge und sprang vor Freude auf und ab. Er war ganz aufgeregt und fieberte der Veröffentlichung förmlich entgegen. Er wollte sogar Promotion dafür machen, ganz so, als wolle er noch einmal allen zeigen, wer Freddie Hubbard ist.“ Der Trompeter und Bandleader David Weiss, der vom Jahr 2000 an bis zuletzt mit Freddie Hubbard zusammengearbeitet hatte, genoss die historischen Aufnahmen noch gemeinsam mit Hubbard. So schreibt Weiss in den Linernotes zu „Without A Song“: „Freddie und ich hörten uns die kompletten drei Konzerte an, aus denen die CD zusammengestellt ist, während wir an seinem, wie sich herausstellen sollte, letzten Album, ‚‘On The Real Side‘, arbeiteten. Jeden Tag, den wir ins Studio fuhren, schmissen wir die Musik in den CD-Player und saugten sie geradezu auf. Freddie hatte wirklich viel Spaß daran.“
Die Jazz Wave Tournee des Jahres 1969 führte nicht nur Freddie Hubbard und sein Quartett nach Europa, sondern für die auf jeweils etwa eine halbe Stunde konzipierten Auftritte auch das Thad Jones / Mel Lewis Orchestra, Jeremy Steig, Kenny Burrell und Jimmy Griffin. Die Tournee wurde 1970 auf dem Blue-Note-Doppelalbum „Jazz Wave“ dokumentiert, auf dem von den vorliegenden Aufnahmen Hubbards lediglich „Body And Soul“ enthalten war. „Without A Song“ bietet Höhepunkte aus zwei Konzerten in Bristol und London sowie aus einem nicht näher verifizierten in Deutschland. Bereits der raumgreifende Titelsong demonstriert, warum Hubbard zu den einflussreichsten Jazztrompetern überhaupt gezählt wird. Seine enorme Intensität, sein mächtiger Swing und die höchst lyrische Melodieführung setzten nicht nur für den Hard Bop Maßstäbe. Neben eindrucksvoll interpretierten Standards wie „A Night In Tunisia“ und „The Things We Did Last Summer“ stehen zudem die einst von Miles Davis interpretierte Red-Garland-Rarität „Blues By Five“ auf dem Programm sowie „Hub-Tones“, eines der Schlüsselwerke in der Karriere des Trompeters, und der avantgardistisch angehauchte „Space Track“, den Hubbard entgegen des ursprünglichen Konzepts unbedingt mit auf dem Album haben wollte.
Freddie Hubbard stammte aus Indianapolis und gab mit gerade mal 22 Jahren mit dem Blue-Note-Album „Open Sesame“ sein Debüt als Bandleader. Fast zur gleichen Zeit machte er als Sideman bei Art Blakey’s Jazzmessengers Furore. Bis 1965 legte Hubbard mit sieben weiteren Blue-Note-Werken, die inzwischen fast allesamt zu Klassikern avanciert sind, den Grundstein für seinen nachhaltigen Einfluss auf zeitgenössische Jazzmusiker. Wie sagte Wynton Marsalis einmal so schön über Freddie Hubbard: „Wir hingen alle an seinen Lippen.“ Freddie Hubbard, der noch bis kurz vor seinem folgenschweren Herzinfarkt, live aufgetreten war, kann man auf „Without A Song“ nun noch einmal in jener Blütezeit erleben, in der seine phänomenale Technik und seine Aura nahezu konkurrenzlos waren. Seine galant-gigantischen Hard-Bop-Impressionen dürften – without any doubt – nicht nur bei Jazzfeinschmeckern pure Begeisterung hervorrufen.
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