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(Eden River Records, VÖ: 27.01.2017)
Als Jimmy Scott 2014 starb, betrauerten duzende Musiker, hunderte Journalisten und tausende von Fans das Hinscheiden einer Jazz-Legende. Nicht nur, dass damit eine Verbindung zu der zurückliegenden Ära von Billie Holiday, Charlie Parker und Lionel Hampton verloren ging. Verpasst wurde auch die Chance, Scott den Ruhm und Respekt zu bringen, der ihm in seinem langen und ereignisreichen Leben versagt blieb. Jetzt erscheint wie eine göttliche Fügung „I Go Back Home“. Ein Album voller Leben, aufgenommen mit Jimmy Scott lange vor seinem Tod. Realisiert von dem deutschen Musikproduzenten Ralf Kemper, Jimmy Scott und teilweise gemischt und mitproduziert von Phil Ramone, wurden keine Kosten gescheut, um Scott das an musikalischer Qualität üppigste Album zu ermöglichen, das seinem unnachahmlichen Gesangsstil gerecht wird. Das Album kommt zwar spät, aber dennoch zur rechten Zeit.
„I Go Back Home“ gelingt es, erfahrbar zu machen, was es bedeutet, dass an dem Album die erlesensten Arrangeure mitschrieben, die erfahrensten Musiker mitspielten, die intuitivsten Soundingenieure in den besten Studios, die überhaupt verfügbar sind, am Mischpult saßen. Scott wählte seine Lieblingssongs für das Album und investierte die Erfahrung seines Lebens, um dem Hörer gefühlvoll eine Geschichte emotional näherzubringen, die nur wenige kennen.
Die Entstehung des Musikalbums „I Go Back Home“ ist Thema des vielfach gefeierten gleichnamigen Dokumentarfilms. Er zeigt, mit welcher Hingabe Ralf Kemper daran arbeitet, Scott das qualitativ denkbar beste Musikalbum zu ermöglichen. Der Film fängt die Herausforderungen und Opfer ein, die bewältigt werden mussten, um schließlich jene Aufnahmesessions auf die Beine zu stellen, die „I Go Back Home“ zu dem außergewöhnlichen Klangdokument mit außerordentlicher musikalischer Tiefe zu machen, mit der es sich von Standardproduktionen der Musikindustrie deutlich abhebt.
Verfolgt man die Karriere von Jimmy Scott im Hinblick auf die Discografie zurück, lässt sich feststellen, dass ein repressiver Plattenvertrag ihn lange an der Veröffentlichung von Alben hinderte. Erst 1992 – im Alter von 63 Jahren – gelang es ihm, das erste Album aufzunehmen, bei dem er die kreative Kontrolle hatte. Es brachte ihm neben einer Grammy-Nominierung die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums ein, das sich nicht auf Jazz-Fans und zufällige Hörer beschränkte. Fortan ging Scott auf Konzerttour und veröffentlichte regelmäßig neue Alben. Doch erst „I Go Back Home“ gab ihm das erforderliche Budget, das ihm volle Kontrolle über Auswahl der Songs, Personal und Instrumentierung erlaubte.
Das Album entwickelt sich, jeder neue Titel gewinnt einen anderen Musiker oder Gastsänger, der einen der geliebten Songs von Scott neu interpretiert. Jimmy Scott erläuterte: „Der Text ist mir außerordentlich wichtig. Nach meinem Empfinden ist es so, dass wenn du einen Song singst oder eine Geschichte mit einem Song erzählst, der Text eine Bedeutung haben sollte. Deshalb schütze ich, was ich in diese Songs hineinlege. Es ist das das, wohin ich glaube, gehen zu müssen. Es sollte eine Bedeutung haben, einen Sinn.“
Dave Nathan schrieb in AllMusic, Scott’s Ausdrucksvermögen bewege sich jenseits reiner Eindringlichkeit und Nahe der Verehrung. Das bewahrheitet sich mehr denn je auf „I Go Back Home“. Scott changiert vom Sprechgesang des Album-Openers „(Sometimes I Feel Like a) Motherless Child“ zum lebhaften Bossa Nova in „I Remember You“ und dem aus voller Kehle vorgetragenen Bekenntnis von „If I Ever Lost You“.
Insgesamt macht das meisterhafte Zusammenspiel der besten Musiker ihrer Zunft „I Go Back Home“ zu einer Aufnahme, die von Teamgeist und Kameradschaft erfüllt ist, gekrönt von einem Sänger auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Scott findet zu seinen Höhepunkten zurück. Auch setzt er sich mit neuen Talenten in einer Weise auseinander, als würde in ihm noch das Potenzial für weitere große Alben schlummern. Während wir die Dekaden bedauern, in denen er nichts aufnahm, die Tragödien und die Ungerechtigkeiten sehen, die ihn nicht zerbrechen konnten, gelingt es „I Go Back Home“, die Essenz eines Lebens einzufangen, das im Grunde siegreich war.
Webseite: www.eden-river-records.com
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