[:de]Mockemaloer-Riesen_cd_cover (Jazzhaus Records, VÖ: 19.08.2016)

Als die Schwarzwälder Sängerin Magdalena Ganter 2010 an der Spree auf Drummer Martin Bach und Pianist
Simon Steger trifft, wird unter dem Namen Mockemalör ein bisher unerhörter Klang geboren. Nun, sechs Jahre später, mündet er mit dem zweiten Album Riesen in einen tatsächlich großen Wurf: ein wuchtiges Plädoyer für mehr Poesie, Fantasie und Farbe.

Eigentlich hat Anton Tschechow Schuld an allem. Denn seine “Möwe” ist es, die die spielwütige Ganter in Berlin im Rahmen eines experimentellen Theaterprojekts verkörpert. Dort treffen die drei Musiker zum ersten Mal aufeinander. Beflügelt vom gemeinsamen Kreativflow beschließen sie daraufhin, ihre schöpferische Energie weiter zu bündeln. In ein völlig neues Genre zwischen Varieté, Progressiv Pop und Punk mündet das, was am Knotenpunkt von Schauspiel, Elektro und Klassik gründet. Der Clou sind zunächst Texte in Ganters Muttersprache, dem Alemannischen, allesamt zu finden auf der Debütplatte Schwarzer Wald. Und das spiegelt sich auch in diesem einzigartigen, sinnlich wie espritvollen Bandnamen wider: “Mockemalör” könnte man übersetzen mit “schönes Missgeschick”, da schwingt auch die dem Schwarzwald nahe französische Kultur mit und eine schöne Portion Understatement.

Die Sessions für die zweite Platte resultieren in elf ganz erstaunlichen Klang-Artefakten. Kein Zweifel: Als Quantensprung für die Band entpuppen sich diese Songs für den Hörer, der sie mit heruntergeklappter Kinnlade im ersten Durchlauf entdeckt. Und der dann bei jeder weiteren Wiederholung erlebt, wie sie zu den majestätischen Riesen in Ohr und Herz wachsen, als die sie der Albumtitel so treffend charakterisiert. Songs, die in Sound und Text gegen die lästigen Normen aufbegehren, energiegeladen und poetisch mit tausend schillernden Farben aus den Synthesizern und kunstvoll kargen bis kantig-gewaltigen Beats aus dem Schlagzeug melodische Capriolen schlagen, dabei auch mal laut und eruptiv werden müssen.

Mit einem zauberhaften Geflecht aus Percussion, Synthies und Akkordeon stellt “Hund frisst Sinn” zwischen Zirkus und Dada die Frage nach dem Warum und Wohin. Das Titelstück, in das man sich nur auf Anhieb verlieben kann, fordert aus der Perspektive der Kinder und Kindgebliebenen zu mehr Träumen und Buntheit in einer grauen Welt auf, umrankt von wunderlichen orgel- und harfenartigen Keyboardgirlanden. Und wenn Magdalena Ganter mit ihrer ungebundenen, kraftvoll beseelten Stimme diese zentrale Versfanfare chantet, dieses Vertrauen an die Helfer und Heiler, dann ist das der größte Glücksmoment des Albums: “Es gibt Riesen über uns. Bitte glaubt daran.”

In der ersten Auskoppelung, dem kompromisslos liebesverrückten “Nie Mehr Baden”, verstecken sich augenzwinkernde Hinweise an den Synth-Sound der Frühachtziger à la Visage. Und in der zweiten Single “Absagen”, begleitet durch ein hochexplosives Video des Berliner Designers Fred Funk, mutiert Magdalena Ganter mit ihrer fordernd-frechen Sprechstimme zur Rebellin, die aus den Rastern des Alltags ausbricht “eine moderne Bartleby- Wiedergängerin, die am Ende auch die ausgebildete Mezzosopranistin durchblicken lässt.

Und da sind so viele Ãœberraschungen mehr: Etwa das futuristisch-exotische Chanson “Duran”, dieses mitfühlende Tribut an eine fremde Frau voll sinnlich-schwüler Vokallinien. Oder das wunderbare “Cappuccinolied”, ein detailverliebtes Seelenbaumeln als Medizin gegen digitale Timeline-Zwänge. Einen Sonderpreis bekommt der “Punkerengel”: Erst verträumt, dann anarchisch stellt er Himmel und Erde auf den Kopf. Die lyrischen Qualitäten aus der Frühphase der Band scheinen auch noch durch: in der versonnenen, Heimat suchenden Ballade “Lichtung” etwa, durch die tröstlich das Akkordeon zieht. Ebenso tröstlich, aber zugleich mit geballter, unaufhaltsamer Energie vollgepumpt ist die Hymne “Hamster”, die in dem Schrei “Wir schaffen das” endet und das glaubt man Magdalena und Mockemalör sofort.

Riesen vereint auf innovative Weise zwei Urtugenden der deutschen Popgeschichte – das Spiel mit dem Synthetischen und die Seele der Romantik – zu einem Werk von großer, wilder Schönheit.

Tourdaten:
22.07. DE – Kanin, Lauter Leben Festival
24.07. DE – Lörrach, Stimmen Festival
07.10. DE – Freiburg, Jazzhaus
08.10. DE – Offenburg, Salmen
10.10. DE – Hamburg, Kukkuun
13.10. DE – Berlin, Grüner Salon
18.10. DE – Köln, Kulturcafe Lichtung
23.10. CH – Bern, Ono
26.10. DE – Bergen, Ladenbergen

Website: www.mockemaloer.de[:en](Jazzhaus Records, VÖ: 19.08.2016)

Als die Schwarzwälder Sängerin Magdalena Ganter 2010 an der Spree auf Drummer Martin Bach und Pianist
Simon Steger trifft, wird unter dem Namen Mockemalör ein bisher unerhörter Klang geboren. Nun, sechs Jahre später, mündet er mit dem zweiten Album Riesen in einen tatsächlich großen Wurf: ein wuchtiges Plädoyer für mehr Poesie, Fantasie und Farbe.

Eigentlich hat Anton Tschechow Schuld an allem. Denn seine “Möwe” ist es, die die spielwütige Ganter in Berlin im Rahmen eines experimentellen Theaterprojekts verkörpert. Dort treffen die drei Musiker zum ersten Mal aufeinander. Beflügelt vom gemeinsamen Kreativflow beschließen sie daraufhin, ihre schöpferische Energie weiter zu bündeln. In ein völlig neues Genre zwischen Varieté, Progressiv Pop und Punk mündet das, was am Knotenpunkt von Schauspiel, Elektro und Klassik gründet. Der Clou sind zunächst Texte in Ganters Muttersprache, dem Alemannischen, allesamt zu finden auf der Debütplatte Schwarzer Wald. Und das spiegelt sich auch in diesem einzigartigen, sinnlich wie espritvollen Bandnamen wider: “Mockemalör” könnte man übersetzen mit “schönes Missgeschick”, da schwingt auch die dem Schwarzwald nahe französische Kultur mit und eine schöne Portion Understatement.

Die Sessions für die zweite Platte resultieren in elf ganz erstaunlichen Klang-Artefakten. Kein Zweifel: Als Quantensprung für die Band entpuppen sich diese Songs für den Hörer, der sie mit heruntergeklappter Kinnlade im ersten Durchlauf entdeckt. Und der dann bei jeder weiteren Wiederholung erlebt, wie sie zu den majestätischen Riesen in Ohr und Herz wachsen, als die sie der Albumtitel so treffend charakterisiert. Songs, die in Sound und Text gegen die lästigen Normen aufbegehren, energiegeladen und poetisch mit tausend schillernden Farben aus den Synthesizern und kunstvoll kargen bis kantig-gewaltigen Beats aus dem Schlagzeug melodische Capriolen schlagen, dabei auch mal laut und eruptiv werden müssen.

Mit einem zauberhaften Geflecht aus Percussion, Synthies und Akkordeon stellt “Hund frisst Sinn” zwischen Zirkus und Dada die Frage nach dem Warum und Wohin. Das Titelstück, in das man sich nur auf Anhieb verlieben kann, fordert aus der Perspektive der Kinder und Kindgebliebenen zu mehr Träumen und Buntheit in einer grauen Welt auf, umrankt von wunderlichen orgel- und harfenartigen Keyboardgirlanden. Und wenn Magdalena Ganter mit ihrer ungebundenen, kraftvoll beseelten Stimme diese zentrale Versfanfare chantet, dieses Vertrauen an die Helfer und Heiler, dann ist das der größte Glücksmoment des Albums: “Es gibt Riesen über uns. Bitte glaubt daran.”

In der ersten Auskoppelung, dem kompromisslos liebesverrückten “Nie Mehr Baden”, verstecken sich augenzwinkernde Hinweise an den Synth-Sound der Frühachtziger à la Visage. Und in der zweiten Single “Absagen”, begleitet durch ein hochexplosives Video des Berliner Designers Fred Funk, mutiert Magdalena Ganter mit ihrer fordernd-frechen Sprechstimme zur Rebellin, die aus den Rastern des Alltags ausbricht “eine moderne Bartleby- Wiedergängerin, die am Ende auch die ausgebildete Mezzosopranistin durchblicken lässt.

Und da sind so viele Ãœberraschungen mehr: Etwa das futuristisch-exotische Chanson “Duran”, dieses mitfühlende Tribut an eine fremde Frau voll sinnlich-schwüler Vokallinien. Oder das wunderbare “Cappuccinolied”, ein detailverliebtes Seelenbaumeln als Medizin gegen digitale Timeline-Zwänge. Einen Sonderpreis bekommt der “Punkerengel”: Erst verträumt, dann anarchisch stellt er Himmel und Erde auf den Kopf. Die lyrischen Qualitäten aus der Frühphase der Band scheinen auch noch durch: in der versonnenen, Heimat suchenden Ballade “Lichtung” etwa, durch die tröstlich das Akkordeon zieht. Ebenso tröstlich, aber zugleich mit geballter, unaufhaltsamer Energie vollgepumpt ist die Hymne “Hamster”, die in dem Schrei “Wir schaffen das” endet und das glaubt man Magdalena und Mockemalör sofort.

Riesen vereint auf innovative Weise zwei Urtugenden der deutschen Popgeschichte – das Spiel mit dem Synthetischen und die Seele der Romantik – zu einem Werk von großer, wilder Schönheit.

Tourdaten:
22.07. DE – Kanin, Lauter Leben Festival
24.07. DE – Lörrach, Stimmen Festival
07.10. DE – Freiburg, Jazzhaus
08.10. DE – Offenburg, Salmen
10.10. DE – Hamburg, Kukkuun
13.10. DE – Berlin, Grüner Salon
18.10. DE – Köln, Kulturcafe Lichtung
23.10. CH – Bern, Ono
26.10. DE – Bergen, Ladenbergen

Website: www.mockemaloer.de[:]

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