Keith Jarrett / Charlie Haden – “Jasmine”

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Keith Jarrett / Charlie Haden – “Jasmine”

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JasmineCovershot300dpi 150 (ECM Records, VÖ: 07.05.10) In trauter Zweisamkeit haben Pianist Keith Jarrett und Bassist Charlie Haden, zwei der einflussreichsten Musiker der zeitgenössischen Jazzszene, ein neues Album mit Liebesliedern und Standards aufgenommen. “Jasmine” ist die erste für ein Album festgehaltene Zusammenarbeit dieser beiden Ausnahmemusiker seit dreißig Jahren. Die letzte gemeinsame Einspielung war das 1976 entstandene Live-Album “Eyes Of The Heart”, das die letzten Tage von Jarretts großartigem amerikanischen Quartett (dem neben Haden noch Schlagzeuger Paul Motian und Saxophonist Dewey Redman angehörten) dokumentierte, jener Band, der die Jazzwelt auch die epochale “Survivors Suite” verdankte.

Die Musik von “Jasmine” unterscheidet sich in vielen Aspekten von jener, die das Quartett einst spielte. Die Art und Weise, wie die beiden Protagonisten an musikalisches Material herangehen, hat sich im Laufe von dreißig Jahren natürlich deutlich verändert, nicht aber ihre Hingabe und ihr Engagement. Sowohl Jarrett als auch Haden widmeten, jeder für sich, den Klassikern aus dem “Great American Songbook” in den 1980er Jahren neues Interesse. Jarrett tat und tut dies mit seinem weithin bewunderten “Standards”-Trio mit Gary Peacock und Jack DeJohnette, Haden vor allem im Quartet West mit Ernie Watts, Alan Broadbent und Larance Marable. Für “Jasmine” spielten sie nun zusammen aber nicht nur zeitlose Klassiker wie “Body And Soul”, “For All We Know”, “Where Can I Go Without You?”, und “Don’t Ever Leave Me” ein, sondern auch Joe Samples zeitgenössischere Popballade “One Day I’ll Fly Away ”.

Die Reunion von Keith Jarrett und Charlie Haden entstand eher zufällig. Anfang 2007 war Jarrett von dem Dokumentarfilmer Reto Caduff darum gebeten worden, sich für “Rambling Boy”, ein Biopic über Charlie Haden, an die Zusammenarbeit mit dem Bassisten in den 70er Jahren zurückzuerinnern. Als sich Haden und Jarrett während der Dreharbeiten trafen, kamen sie auf die Idee, noch einmal völlig zwanglos zusammen zu spielen. Diese Session wiederum machte beiden so viel Spaß, dass Jarrett danach Haden zu sich nach Hause einlud, um dort weiterzumachen. Und so trafen sie sich dort im März 2007 und zogen sich vier Tage lang in Jarretts Heimstudio zurück.

In den Linernotes schreibt Keith Jarrett: “Diese Aufnahme wurde in meinem kleinen Studio gemacht. Deshalb klingt sie so direkt und unmittelbar. Ich entschied mich dafür, auf meinem amerikanischen Steinway zu spielen, obwohl der wirklich nicht in bester Verfassung ist. Aber ich mag ihn seltsamerweise einfach. Und für die Ungezwungenheit und dezente Funkiness, mit der ich diese Musik angehen wollte, ist er besser geeignet. Wenn man dann so großartige Songs spielt, geht man auch gleich mit dem richtigen Engagement zur Sache. Wir haben nicht im eigentlichen Sinne geprobt, sondern nur da, wo es nötig war, ein paar Akkorde ausprobiert… Annähernd drei Jahre haben wir die Bänder dann unter Verschluss gehalten, uns viel über sie unterhalten, unsere Songauswahl diskutiert. Aber dann erwies sich Charlie als mein bemerkenswertester und einfühlsamster Helfer, als es schließlich darum ging, dieses Album zusammenzustellen. Ich wollte nur die Essenz von dem, was wir hatten, herausdistillieren. Und es dauerte eine ganze Weile, bis wir nicht mehr auf hippe Soli oder etwas schräger gespielte Melodien fixiert waren (obwohl in ihnen eine Menge wunderbarer Dinge passierten). Dies ist spontane Musik, die aus dem Stegreif und ohne jegliche Vorbereitung entstand. Wenn man einmal die Hingabe außer acht lässt, die wir dieser Musik unser Leben lang gewidmet haben und die wir natürlich gegen nichts in der Welt eintauschen würden. Es sind großartige Liedeslieder, gespielt von Musikern, die sich, zumindest meist, bemühen, die Originalbotschaft der Songs intakt zu lassen. Ich hoffe, man kann sie aus unseren Interpretationen noch heraushören.”