Dianne Reeves – When You Know

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Dianne Reeves – When You Know

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Cover_Web.jpg(EMI/ Blue Note) Auf ihrem ersten Blue-Note-Album mit neuen Songs seit fünf Jahren – und ihrem ersten seit ihrem preisgekrönten Soundtrack zu George Clooneys Film „Good Night, and Good Luck“ aus dem Jahr 2005 – kehrt Dianne Reeves, eine der besten Jazzsängerinnen unserer Zeit, nun ins Rampenlicht zurück. „When You Know“ begeistert mit einer Reihe exzellenter Performances, einer ausgewogenen Mischung aus Standards älteren und jüngeren Datums sowie einer ganz bezaubernden, exklusiv neuen Komposition. Das sehnlich erwartete neue Werk der vierfachen Grammy-Gewinnerin – die einzige Sängerin, die in der Kategorie Gesang in drei aufeinanderfolgenden Jahren ausgezeichnet wurde – präsentiert Reeves einmal mehr in bestechender Form. Ihre Vielseitigkeit in der Interpretation von Songs hält jedem Vergleich stand, eine Begabung, von der sie bei jeder einzelnen Aufnahme wieder reichlich Gebrauch gemacht hat. Zugleich ist „When You Know“ ihr kommerziellstes Album und dürfte für Generationen von Sängerinnen neue Maßstäbe setzen.

„When You Know“ hat sich aus einer Zeit heraus entwickelt, in der Dianne Reeves unter ganz neuen Prämissen ausgiebig getourt ist. Es war fürwahr ein ungewohnter musikalischer Kontext, in dem sie sich lediglich von zwei Gitarristen begleiten ließ. Die Idee zu diesem intimen Bühnenambiente hatte ihr Manager Darryl Pitt, als sie 2006 zum wiederholten Mal für das Jazz Baltica Festival in Salzau engagiert worden war. Die beiden erstklassigen Gitarristen Russell Malone und Romero Lubambo bildeten den besten Background, um ihre Stimme noch herausragender und verführerischer klingen zu lassen – ein geradezu magisches Konzert. Unter dem Titel „Strings Attached“ gingen sie im Anschluss auf eine 25 Konzerte umfassende Europatournee – über die man noch heute redet. „Es war wirklich eine wunderbare Erfahrung“, erinnert sich Reeves. „Ich konnte es abends gar nicht abwarten, auf die Bühne zu gehen. Romero und Russell kommen aus ganz verschiedenen Umgebungen und haben auch unterschiedliche Strukturen und Färbungen – und ich saß genau dazwischen. Die Musik hat mich einfach ergriffen und mich befähigt, ganz neue Arten des Singens zu entdecken. Dabei haben die beiden so viel Liebe reingesteckt, dass daraus nun eine Platte geworden ist.“

Nach den Tourneen gönnte sich Dianne Reeves in ihrer Heimatstadt Denver auch nur eine kurze Pause, bevor sie voller Enthusiasmus und Tatendrang ins Studio ging. Dabei vertraute sie einmal mehr ihrem Cousin, der Musikerlegende George Duke, der nach ihren beiden Grammy-Alben „In The Moment“ (2001) und „The Calling“ (2002) nun auch „When You Know“ produzierte. Neben den beiden Gitarristen Lubambo und Malone wirkten bei den Albumaufnahmen auch einige vertraute Musiker mit, die schon bei den letzten Alben dabei waren, darunter der Pianist Billy Childs und der Saxophonist Steve Wilson sowie drei Veteranen unter ihren Weggefährten, die beiden Bassisten Reuben Rogers und Reginald Veal und der Schlagzeuger Greg Hutchinson. Ganz neu dabei sind der Pianist Geoffrey Keezer und der Schlagzeuger Antonio Sanchez.

Das Albumrepertoire, so erläutert Reeves, entwickelte sich aus den verschiedenen Aspekten der Liebe, die einen roten Faden bilden: „Es gibt dieses Bild von Gustav Klimt, das ich in der Galerie Belvedere in Wien gesehen hatte und das eine junge Frau zeigt, die mitten durchs Leben wandelt. Ich mochte besonders die verschiedenartige Darstellung ihrer Lebensphasen von Unschuld zu wachsender Reife. Ähnlich entwickelt sich dieses Album mit den Songs, die diverse Aspekte der Liebe berühren, ganz so, wie sich auch die Vorstellungen von Liebe im Laufe der Zeit verändern.“

Jeder Song auf diesem Album hat seine eigene Persönlichkeit, sowohl was den Text als auch was die Musik betrifft, und jeder wurde auch auf ganz individuelle Art und Weise interpretiert. Reeves lobt dabei die Begleitmusiker, die ihr halfen, dieses Ziel zu erreichen, in höchsten Tönen: „Die Musiker auf ‘When You Know‘ haben eine riesige Bandbreite und haben ihr individuelles Können auf höchst musikalische Weise eingebracht.“ Ein gutes Beispiel ist das superbe Arrangement, das Billy Childs dem Motown-Klassiker „Just My Imagination“ angedeihen ließ. Den prototypischen Hit der Temptations versetzt Reeves in einen träumerischen Zustand der Euphorie. „Träumerisch trifft es genau“, bemerkt Reeves. „Es ist wie zu Highschool-Zeiten, wenn man sich den süßen Kerl am anderen Ende des Klassenzimmers anschaut und sich in
Tagträumereien über ein gemeinsames Leben mit ihm verliert.“ Oder man betrachte das mit prächtigen Lyrics ausgestattete „Over The Weekend“, das hier mit überbordendem Elan dargeboten wird. Im Original von Mabel Mercer, war es die spätere Interpretation von Nancy Wilson, die Reeves zu der kraftvollen und geradezu atemberaubenden Neuaufnahme inspirierte. Minnie Rippertons Hit „Lovin‘ You“ von 1975 wird hier ebenfalls mit einem bezaubernden Musenkuss aus dem Dornröschenschlaf geweckt und ein ganz mühelos nuancierter Balanceakt ist die von dem Farbenreichtum der beiden Gitarristen getragene Version des Jazzklassikers „I‘m In Love Again“ (Cy Coleman/Peggy Lee), der eine reife und kultivierte Liebe zum Mittelpunkt hat.

„Midnight Sun“ hat Reeves auf meditative und doch groove-betonte Art und Weise verinnerlicht und „Windmills Of Your Mind“ besticht als eine ihrer leidenschaftlichsten Aufnahmen überhaupt. „Das ist aber auch einer der besten Songs schlechthin“, begeistert sich Reeves. „Der Songtext der Bergmans ist ein wahrer Gefühlsrausch, perfekt zum Ausdruck gebracht – und dabei so unerbittlich. ‘When you knew that it was over in the autumn of goodbyes/For a moment you could not recall the color of his eyes’. Das trifft es exakt!” So wie diese Songperle aus einem Filmklassiker stammt („Thomas Crown ist nicht zu fassen”, 1968), so hat auch der Titelsong des Albums zunächst im Kino reüssiert. „When You Know“ nahm Shawn Colvin für den Soundtrack der romantischen Komödie „Serendipity“ (dt. Titel: „Weil es dich gibt“) auf. „Ich liebe diesen Song ungemein“, gesteht Reeves. „Und in was für eine schöne Stimmung die Aufnahme diesen Song nun hüllt.“ Reeves‘ so lebhafte wie eindringliche Interpretation trifft den Kern dieses Songs, der uns nahelegt, dem Ruf unseres Herzens blind zu vertrauen.
Das Album schließt mit dem einzigen brandneuen Song, den Dianne Reeves aufgenommen hat. „Today Will Be A Good Day“ ist ein übermütiger Blues, der mit einem kräftigen Schuss Boogie von Malones Gitarre bestens in Szene gesetzt wird. Gewidmet ist er der 83-jährigen Mutter von Reeves, die trotz aller Gebrechen des Alters das blühende Leben ist. „Sie ist meine größte Inspiration. Wenn man sie nicht schon um halb neun morgens anruft, erwischt man sie nicht mehr. Sie ist so unabhängig und gibt einem doch unglaublich viel – ein wunderbares Beispiel für ein Leben in Würde.“ So spiegelt der Songtext die weisen Worte ihrer Mutter ebenso wider wie ihre Art zu leben – ein Geschenk für uns alle.
Für Dianne Reeves waren die Aufnahmen zu „When You Know“ weniger Liebesmüh, sondern viel mehr pure Liebe. „Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um kreativ zu sein, aber als ich mich erst einmal entspannt hatte, wusste ich, was zu tun war. Dieses Album hat wahnsinnig schnell Form und Farbe angenommen, und ich liebe es, weil es mir erlaubt hat, so viele besondere Momente zu erleben – und als Sängerin habe ich hier häufig Neuland betreten.“

VÖ: 04.04.08