Peter Liljeqvist – Like Papillon

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Peter Liljeqvist – Like Papillon

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(HEIGHT MANSION, VÖ: 24.10.08)
Es ist früh am Morgen. Dämmerung kündigt die Sonne an, bald wird sie am Horizont aus dem Wasser steigen; zuerst ein roter Streifen, dann ein orangefarbener Ball, dann erst das strahlende Licht am klaren Himmel. Also zieh’ den dicken Pullover an, die Gummistiefel, nimm noch einen Schluck heißen Tee und dann gehen wir an den Strand, den neuen Tag begrüßen.

Sucht man nach einem passenden Soundtrack für diese Szene, könnte man »Like Papillon« auflegen. Die neun Songs sind Schmuckstücke, so natürlich wie das Panorama von Sand, Wasser und Luft. Der schwedische Singer/Songwriter Peter Liljeqvist hat sie lange reifen lassen – jetzt legt er sie auf CD vor. Doch die übliche Marketing-Ãœberraschung (“Jetzt NEU!”) stellt sich nicht ein. »Like Papillon« ist neu wie ein Strand am Morgen, noch unberührt, und doch schon seit Ewigkeiten da.

Back To The Roots

Peter erzählt: “»Like Papillon« ist eigentlich ‘back to the roots’ für mich. Ich habe angefangen Gitarre zu spielen, als ich 15 war. Zuerst akustisch, aber schnell war ich von Hardrock begeistert und hab mit verschiedenen Bands Grunge, Punk, Metal und Triphop gespielt und gesungen.” Immer mit dabei war sein Freund, der Schlagzeuger Martin Christenson. Als eine Muskelkrankheit Martin die Stöcke aus der Hand nahm, entwickelten die Freunde das Electronic-Duo EducaLux. Ihr zweites Album »Model Depose« erschien 2006, u.a. mit Vocals von Kristiina Tuomi, auf Height Mansion Productions.

Parallel keimte in Peter Liljeqvist die Idee zu einem eigenen Singer/Songwriter-Album. Im Sommer 2004 war es endlich soweit. Peter war nach Berlin gezogen und hatte die Bassistin Eva Kruse geheiratet. In der Abstellkammer der gemeinsamen Altbauwohnung richtete er sich ein provisorisches Studio ein und nahm Song nach Song auf.

Inspirationen – Denkanstöße

Das tröstliche »The Purity« widmete er, wie das gesamte Projekt, seiner Mutter. Im Jahr zuvor hatte er sie in den letzten Wochen ihrer Krebserkrankung begleitet. Der Titelsong »Like Papillon« erinnert an die Autobiographie von Henri Charrière, der wegen Mordes zu lebenslanger Zwangsarbeit auf der so genannten Teufelsinsel Französisch-Guyanas verurteilt wurde – und aus dieser hoffnungslosen Lage nach mehreren Fluchtversuchen und langen Jahren schließlich freigelassen wurde. Peter war eines Tages auf die Verfilmung des abenteuerlichen Stoffes mit Steve McQueen und Dustin Hoffman gestoßen. “Ich gucke sehr gerne Filme und lasse mich manchmal von Geschichten inspirieren, die mich berühren. In mir wird dann eine Idee ausgelöst und in dem Songwriting-Prozess werden diese Geschichten dann oft verwoben mit Erlebnissen aus meinem eigenen Leben.”

Auch »Faith in the Season« begann so im Kino: Clint Eastwoods »Million Dollar Baby« war hier der Auslöser. Ein nacherzählter Film ist der Song jedoch nicht: “Ich glaube, ich bin wie ein Farbfilter zwischen Idee und Endprodukt. Es gibt bestimmt eine Menge Parallelen zwischen Filmen, die ich gesehen habe, Büchern, Erlebnissen. Aber es macht wenig Sinn für mich, einzelne Zeilen zu erklären. Oft benutze ich die Worte eher als Guidelines oder Farben, um verschiedene Möglichkeiten der Interpretation offen zu halten. Das ist wie eine Art Improvisation – die Zusammensetzung von verschiedenen Worten muss nicht immer Sinn machen oder grammatikalisch richtig sein. Als freistehende Individuen in verschieden Konstellationen können sie so viel mehr bedeuten.”

Fertigstellung

Nach dreieinhalb Jahren Songschreiben und Aufnahmen im eigenen Berliner Studio reiste Peter Liljeqvist 2007 mit seiner Tracklist für »Like Papillon« nach Schweden, um das Album im Fredriksborger Lasses Hus abzumischen. Der bekannte Produzent Lasse Englund, selbst Musiker, ist eine schwedische Institution – schon seit den Tagen, als Peter geboren wurde. Und so nahm Peter einige Songs im Lasses Hus-Studio noch einmal neu auf.

Jetzt liegt »Like Papillon« vor uns: die erste CD, die Peter Liljeqvist unter eigenem Namen auf seinem Label Height Mansion veröffentlicht – das reife Debüt eines Musikers und Poeten, der sein halbes Leben schon Lieder schreibt. Ganz einfach mit der Gitarre, einem sanften Tenor für wunderbare Melodien und Bildern, die Herz und Hirn gleichermaßen ansprechen. Hören wir sie an.

Peter Liljeqvist – Bio

Peter Liljeqvist wurde 1976 in Lidköping geboren, wuchs in Göteborg und Paris auf. Als 15jähriger nimmt Peter zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand. Schon bald schreibt er eigene Songs, spielt mit seinem Schulfreund Martin Christenson in verschiedenen Bands, mit verschiedenen Musikstilistiken, von Punk und Metal bis Grunge und TripHop. Nach dem Abitur geht Peter nach Los Angeles und studiert dort am Musicians Institute zwei Jahre Popgesang und Songwriting. Als er nach Schweden zurückkehrt, kann Martin infolge einer Muskelerkrankung nicht mehr Schlagzeug spielen. Die beiden Freunde machen dennoch weiter gemeinsam Musik und gründen das Electronica-Duo EducaLux. 2006 erscheint ihr zweites Album u.a. mit Vocals der deutsch-finnischen Sängerin Kristiina Tuomi. Peter Liljeqvist studiert in Stockholm Komposition, in Göteborg Musikwissenschaft und sammelt mit Martin Christenson (der inzwischen in einem Rundfunkstudio arbeitet) weiter Erfahrungen am Mischpult. Gemeinsam firmieren sie als Height Mansion Productions.

Während des Studiums lernt Peter auch die Jazz-Bassistin Eva Kruse kennen, die bei Anders Jormin in Göteborg ein Auslands-Semester absolviert. Er besucht sie in Berlin, verliebt sich auch in die Stadt und beschließt, zu bleiben. Sein breites Musikverständnis ergänzt er im direkten Kontakt mit der jungen, experimentellen Jazzszene – der Gitarrist Arne Jansen, Eva Kruses Kollege aus dem Quartett Firomanum, ist als Gast auf »Like Papillon« zu hören. Peter nimmt im schwedischen Sommerhaus seiner Familie das Album »busca busca!« der Berliner Band SOAP auf und wird zum kongenialen Produzenten und Samplemeister des Tanzes zwischen Weißem Rauschen und »Southpark«-Sing-Alongs. Inzwischen hat er sich in Berlin sein eigenes Studio eingerichtet und führt den Firmennamen Height Mansion weiter. Hier entsteht derzeit u.a. das Solo-Abum des Schlagzeugers Eric Schaefer – und hier brachte Peter auch die Aufnahmen zum neuesten Album des Jazztrios [em] in Form.

Neben der Studioarbeit schreibt Peter Liljeqvist die Musik zum Film »AlleAlle« (von Pepe Planitzer, mit Marie Gruber, Milan Peschel, Eberhard Kirchberg) und spielt selbige auch ein – der Film lief erfolgreich bei der Berlinale 2007, sowie auf internationalen Festivals und läuft mittlerweile auch in den deutschen Kinos.

Mit »Like Papillon« bringt Peter Liljeqvist eine weitere Facette seiner kreativen Persönlichkeit zum Tragen: als Singer/Songwriter unter eigenem Namen.