Ozma – Hyperlapse (Releasedate: 07.02.2020)

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Ozma – Hyperlapse (Releasedate: 07.02.2020)

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10 Städte – 10 musikalische Porträts. Das ist die Idee hinter Hyperlapse, dem siebten Studioalbum der französischen Band OZMA. Eine musikalische Reise, auf der die Band zeitgenössischen Jazz, Rock, elektronische und filmmusikartige Klänge miteinander kombiniert. Jedes der zehn Stücke ist einer Stadt gewidmet, in denen die Musiker während ihrer Welttournee 2018 zu Gast waren. „Das Album ist eine Konfrontation mit der Realität, angereichert mit menschlichen Begegnungen und Kulturschocks“, erklärt Bandleader und Schlagzeuger Stéphane Scharlé, der alle Stücke komponiert hat. Julien Soro (Saxofon und Keyboards), Édouard Séro-Guillaume (Bass und Keyboards), Tam de Villiers (Gitarre) und Guillaume Nuss (Posaune und Effekte) komplettieren das Quintett.

 

„Wir erzählen uns gerne Geschichten, das hilft uns, unsere Stücke zu strukturieren“, sagt Scharlé, der Jazz am Konservatorium Straßburg studiert hat und ergänzt: „Diese Geschichten vertonen wir und erzählen sie dann unserem Publikum. Natürlich kann man ein Stück wie Clay Army gänzlich unbeeinflusst auf sich wirken lassen. Aber wenn ich verrate, dass die beeindruckende Terrakotta-Armee im chinesischen Xi`an gemeint ist, dann verbindet es die Zuhörenden noch mehr mit unserer Musik und hilft ihnen, das nachzuvollziehen, was wir dort gesehen haben.“

Während der Tournee begegnete dem Quintett eine Welt voller Pracht, Gegensätze, Großzügigkeit und Ungerechtigkeit. „Praktisch überall ist uns die enorme Umweltverschmutzung ins Auge gefallen, vor allem in aufstrebenden Ländern wie Indien“, erinnert sich der Bandleader und warnt: „Wenn wir keinen radikalen Neustart wagen, wird die Menschheit dem Untergang geweiht sein“.

Tuktuk Madness erinnert an das Meer von Autorikschas im indischen Mumbai. Infinite Sadness ist ein Requiem für eine zerfallende Welt, wie sie die Band auf Jakarta erlebt hat.

„Eigentlich ist es paradox, aber indem wir Musiker mit dem Flugzeug zu unseren Konzertorten reisen, befeuern wir diesen Irrsinn mit“, gibt Scharlé zu.

Andere Stücke greifen lyrischere Themen auf. Entre Chien et Loup malt die wechselnden Farben eines Sonnenuntergangs während einer Zugfahrt in Purwokerto/Indonesien nach. A Leila ist ein Tribut an die französisch-marokkanische Fotografin Leila Alaoui, die im Januar 2016 in Burkina Faso einem Terroranschlag von al-Quaida zum Opfer fiel. „OZMA hat ihrer Arbeit ein Fotokonzert gewidmet und diesen Song vor ihren Freunden und Familienmitgliedern präsentiert. Das war ein sehr bewegender Moment“, so Scharlé.

One Night in Bulawayo “habe ich nach einer unglaublichen Nacht in Zimbabwe geschrieben, in der wir Zeuge eines Putsches wurden“. Hyperlapse, zugleich Opener und Titelsong des Albums, bezieht sich auf den gleichnamigen Begriff aus der Videotechnik, bei dem die gleiche Person – im Zeitraffermodus – aus verschiedenen Perspektiven gefilmt wird, wodurch dem Zuschauer geradezu beängstigend vor Augen geführt wird, wie schnell die Zeit verfliegt. „Das ergab für mich durchaus Sinn. Jedes einzelne Stück erzählt eine Geschichte, hält inne und fängt einen ganz bestimmten Moment ein. Und doch bilden sie alle zusammen eine einzigartige Erzählung“, erläutert Scharlé das Konzept des Albums. Der Titel war ein Vorschlag der Filmregisseurin Juliette Ulrich, die das Quintett auf seiner langen Tour begleitet hat. Neben rein akustischen Konzerten führt die Band auch immer wieder Foto- und Videokonzerte auf

(mehr dazu unter www.lacompagnietangram.fr).

 

Das Albumcover ziert ein verstörendes, dystopisches Motiv des Grafikdesigners Matthieu Leclerc. Darauf fahren wagemutige Stehpaddler mit ihren Booten auf einen wasserfallartigen Abgrund zu. Die Skyline im Hintergrund (bestehend aus Gebäuden von Städten, in denen die Band zu Gast war) knickt genau an dem Punkt ab, an dem die Wassermassen in die Tiefe stürzen. Auch der Bandname OZMA ist von Bedeutung. „OZMA war der Name eines Raumfahrtprogramms der NASA“, erklärt Scharlé. „Ziel war es, Töne ins Weltall zu entsenden und dann geduldig auf eine Antwort zu warten. Musik ins All zu schicken, um außerirdisches Leben zu entdecken – diese Idee gefiel uns.“

Der Bandleader erinnert sich noch gut an seine Kinder- und Jugendzeit. „Meine Eltern haben sehr unterschiedliche Musik gehört: von Woodstock-Rock über Klassik bis zu Jazz von John Coltrane. Das hat mich stark beeinflusst. Außerdem habe ich in einer Metal-Band gespielt, bevor ich mich dem Jazz zugewendet habe. Wir sind Teil einer Generation, die mit einem sehr breiten musikalischen Spektrum aufgewachsen ist.“

 

Wohin solche Einflüsse führen können, zeigt die Band mit Hyperlapse. Ein mitreißendes, vielschichtiges Werk, eingespielt von fünf Ausnahmemusikern, die nicht lange auf die verdiente Auszeichnung werden warten müssen.

(Text: Ian Bild)