Nico Gori & Fred Hersch – Da Vinci

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Nico Gori & Fred Hersch – Da Vinci

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(BEE Jazz, VÖ: 07.06.2013)
Das Duoformat ist fraglos die intimste Begegnung unter Musikern, in keiner anderen Besetzung kommt man sich näher, in keiner muss man sich auf seinen Partner mehr verlassen können. Nico Gori und Fred Hersch führen die Kleinstform jetzt zu neuen Höhen. Auf ihrem gemeinsamen Album “Da Vinci” spielen der italienische Klarinettist und der US-amerikanische Pianist einen zeitgenössischen Kammerjazz allererster Güte. Wie die beiden hier in Eigenkompositionen und herrlichen Bearbeitungen der Musical-Nummern “Old Devil Moon” und “Tea For Two” das Spielerische und Spontane des Jazz mit der aus der Klassik bekannten Präzision und handwerklichen Versiertheit paaren, das sucht seinesgleichen. Wirklich erstaunlich ist, dass das komplette Album an nur einem Nachmittag (!) im Studio des Toningenieurs Stefano Amerio in Udine aufgenommen wurde. Was einmal mehr beweist, dass wahre Könner nicht viel Zeit brauchen, um Großes und Bleibendes hervorzubringen.

Kennen gelernt haben sich die Jazzinnovatoren 2010 auf dem North Sea Jazz Festival in Holland. Gori trat dort im Ensemble seines Landsmannes Stefano Bollani auf, Hersch gastierte mit Trio +2, seinem um zwei Bläser erweiterten Trio. Auf dem Rückweg ins Hotel saßen sie im gleichen Bus, kamen ins Gespräch miteinander und merkten schnell, dass sie auf derselben Wellenlänge funken. Folglich wurden noch an diesem Abend Pläne für eine Zusammenarbeit geschmiedet, die sie schon wenig später in einem kleinen Jazzclub in Florenz in die Tat umsetzten. Der erste gemeinsame Auftritt kam einer Offenbarung gleich, beiden war umgehend klar, dass sie unbedingt noch mehr zusammen auf die Beine stellen wollten, ja mussten.
Fred Hersch erinnert sich daran, wie er beim gemeinsamen Gig in Florenz im Nu verzaubert war von Nico Goris Klarinettenspiel: “Im Club holte er seine Klarinette raus, stimmte ‘Without A Song’ an und sofort bemerkte ich da eine Geistesverwandtschaft. Er hat einen der tollsten Klarinetten-Sounds im Jazz und ist ein furchtloser Improvisator. Ich liebe es im Duo zu spielen und mit ihm war das von den ersten Noten an ganz einfach. Deswegen hab ich ihn zur Zusammenarbeit nach New York eingeladen, danach spielten wir in Europa – in Florenz, Paris und anderen Städten – und schon bald war eine Duo-Partnerschaft geboren.”
Nico Gori ist ebenfalls voll des Lobes, er schwärmt in den höchsten Tönen von seinem Duopartner: “Ich kenne Fred Herschs musikalische Arbeit seit vielen Jahren, sie war immer eine Quelle der Inspiration für mich. Fred ist ein wahrer Meister, dessen klarem Beispiel man im Leben wie in der Musik gern folgt. Er ist ein wunderbarer Pianist und ausgezeichneter Komponist im ständigen Fluss, in permanenter Entwicklung.”
Die Ausbildung von Nico Gori begann bereits im Alter von sechs Jahren, damals nahm der Florentiner zum ersten Mal eine Klarinette in die Hand. Nach dem Schulabschluss studierte er am Luigi Cherubini Konservatorium seiner Heimatstadt, anschließend vervollkommnete er sein Spiel in Seminaren und Workshops von Dave Liebman und Tony Scott. Seit 1999 gab er unzählige Konzerte als Solist und Bandleader, trat mit kleinen Jazzgruppen, Big Bands und Symphonieorchestern auf, folgte Einladungen von Stefano Bollani, Enrico Rava und dem Vienna Art Orchestra. 2004 veröffentlichte Gori sein Solodebüt “Groovin’ High”.
Sein Kollege Fred Hersch setzte sich mit vier Jahren zum ersten Mal an ein Klavier, bereits mit zwölf schrieb er die erste Symphonie. Nach Studien am Grinnell College und am New England Conservatory Of Music in Boston ging der aufstrebende Künstler in den späten 1970er Jahren nach New York City, wo er schnell zum begehrten Sideman von Stan Getz, Lee Konitz und Art Farmer avancierte. Sein Soloalbum “Live At The Vanguard” erhielt zwei Grammy Awards, “Alone” gewann 2011 den “Coup de CÅ“ur” der Charles Cros Académie in Frankreich. Als Grenzgänger zwischen Jazz und Klassik zählt Hersch zu den prägenden Figuren der internationalen Musikszene unserer Tage.