The United Jazz + Rock Ensemble Second Generation – Wolfgang Dauner’s United 2

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The United Jazz + Rock Ensemble Second Generation – Wolfgang Dauner’s United 2

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UNITED JAZZ + ROCK ENSEMBLE SECOND GENERATION (Connector Records, VÖ: 30.03.2012)
Damit haben die Fans sicher nicht mehr gerechnet. Nachdem sich das United Jazz + Rock Ensemble 2002 auf einer Farewell-Tour verabschiedet hatte, ging man vom unwiderruflichen Ende der renommierten Formation aus. Umso größer und schöner die Überraschung, dass es jetzt ein neues Lebenszeichen gibt, allerdings mit gravierendem Generationswechsel. Die Mannschaft wurde deutlich verjüngt, vom ursprünglichen Line-up ist einzig Wolfgang Dauner und Dave King weiterhin dabei. Dennoch, trotz der veränderten Besetzung atmet die Gruppe den Geist der Gründergeneration, geblieben sind deren Experimentierlust und Entdeckerlaune. Die will das reformierte Ensemble ab Frühjahr 2012 auch wieder in die Konzertsäle und auf Jazzfestivals tragen. Den Höhepunkt der diesjährigen Jazz Lights in Oberkochen wird das UJRE bestreiten. Ein weiterer Auftritt ist für Mai in Stuttgart vorgesehen, zum SWR Sommerfest, der SWR wird das Live-Ereignis sponsern und bewerben.

Wolfgang Dauner mischt nun schon seit über fünfzig Jahren tatkräftig mit. Der große Sohn Stuttgarts machte in den 1960er Jahren zunächst mit der Avantgardegruppe Et Cetera und ersten Platteneinspielungen von sich reden, später profilierte er sich als Leader eigener Bands und an der Seite von Jean-Luc Ponty, Sugar Cane Harris oder auch Larry Coryell als wegweisender Jazzer. Er war langjähriger Duo-Partner von Albert Mangelsdorff und Charlie Mariano. Ein musikalischer Höhepunkt war die LP „A Jazz Tune I Hope“ mit Albert Mangelsdorff, Eddy Gomez und Elvin Jones. Heute, mit 76 Jahren, ist der Pianist und Komponist umtriebig wie eh und je. In einem Alter, in dem andere ihr Rentnerdasein genießen, verschwendet er keinen Gedanken an einen Rückzug aufs Altenteil. Voller jugendlichem Elan nimmt er denn auch die Neuauflage des United Jazz + Rock Ensembles in Angriff.
Fürs aktuelle Upgrade auf United 2.0 hat Dauner hochkarätige jüngere Musiker um sich geschart. Neben ihm selbst am Flügel sind die Saxophonisten Klaus Graf und Bobby Stern, die Trompeter Claus Stötter, Tobias Weidinger und Stephan Zimmermann sowie Posaunist Adrian Mears mit von der Partie. Die Rhythmusgruppe besteht aus Gitarrist Frank Kuruc, Bassist Dave King und Drummer Flo Dauner.
Die zweite United-Generation erforscht wie die erste neugierig die Ãœbergänge zwischen Jazz, Rock, Funk und Weltmusik. Die Älteren unter den Hörern werden sich sicher noch gut daran erinnern, wie all das Mitte der 1970er Jahre begann. Damals trugen Dauner & Co. mit ihrem neuen Ansatz maßgeblich dazu bei, die europäische Jazzszene vom großen Bruder in den USA zu emanzipieren. Zwischen 1977 und 2002 veröffentlichte die “Band der Bandleader” 15 Alben, zur Kerntruppe gehörten in dieser Zeit die Trompeter Ian Carr († 2009), Ack van Rooyen und Kenny Wheeler, die Saxophonisten Charlie Mariano († 2009) und Barbara Thompson, Posaunist Albert Mangelsdorff († 2005), Keyboarder Wolfgang Dauner, Gitarrist Volker Kriegel († 2003), Bassist Eberhard Weber und Drummer Jon Hiseman.
So weit die Geschichte der “little big band”, zurück zur Gegenwart. Nach zehn Jahren Pause kommt es jetzt also zur Weiterführung in neuer Besetzung. Die steht klanglich im Hier und Heute, bewahrt zugleich aber das Erbe ihrer Vorgänger in Neuinterpretationen legendärer Stücke. So werden etwa die von früheren UJ+RE-Mitgliedern verfassten Klassiker “Double Bind”, “South Indian Line” und “Gone With The Weed” zu neuem Leben erweckt. Und auch Wolfgang Dauners “Ausgeschlafen”, “Capriccio Funky”, “Wendekreis des Steinbocks” und seine Suite “Feuerwerxmusik” erfahren mit viel Fingerspitzengefühl eine neue Interpretation. Ein besonderes Schmankerl hat die Crew mit “Was geht” von den Fantastischen Vier in petto. Die HipHop-Nummer verwandelt man unter Leitung von Wolfgang Dauner in einen furiosen Fusionjazz mit Rap-Einlagen. Was ziemlich ohrenfällig beweist, dass der Veteran an den Tasteninstrumenten auch im hohen Alter keine Scheuklappen auf hat. Dauner blickt wie früher wissbegierig über den Tellerrand des Jazz hinaus, und das in dem Fall nicht nur, weil sein Sohn Flo bei den Fanta 4 am Schlagzeug sitzt. Nein, die Auseinandersetzung mit allen möglichen Stilgattungen ist ihm seit jeher ein echtes Bedürfnis. Er kann nicht anders, als von überallher Anregungen zu beziehen und sich permanent weiterzuentwickeln. Stehen bleiben gilt nicht, schon gar nicht für einen unermüdlichen Innovator wie Wolfgang Dauner.