Rosanne Cash – The List

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Rosanne Cash – The List

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Cash250 Rosanne Cash, US-amerikanische Sängerin und Songwriterin von besonderen Gnaden, macht mit „The List“ nicht nur das Dutzend Alben in ihrer schillernden Solokarriere voll, sie zeigt sich darauf auch auf besondere Art und Weise dem Erbe ihres verstorbenen Vaters Johnny Cash verbunden. Die zwölf Interpretationen klassischer Songs fundieren auf einer Liste der 100 bedeutendsten Country-Stücke, die ihr Vater 1973 zusammengestellt und seiner Tochter zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt hatte. Damals war Rosanne von den Beatles geradezu besessen und begeisterte sich sonst vor allem für Pop- und Rockbands aus Kalifornien. Heute ist Rosanne Cash eine gestandene Songwriterin, die ihr erstes Album bereits 1978 veröffentlichte, 1985 einen Grammy gewann und seitdem für etliche weitere nominiert wurde, zuletzt 2007 für ihr ein Jahr zuvor erschienenes Werk „Black Cadillac“. Ihre Songs tauchen zwar vornehmlich in den Country-Charts auf, ihre musikalische Handschrift weist sie jedoch als profunde Vertreterin klassischer Americana-Songkunst aus.

Die Idee zu dem Album „The List“ kam Rosanne Cash, als sie im Jahr 2006 „Black Cadillac“ live präsentierte. Der sehr persönlich gehaltene Songzyklus, der um den Verlust ihres Vaters, ihrer leiblichen Mutter Vivian Liberto und ihrer Stiefmutter June Carter Cash kreiste, rührte während der Konzerte an vielen Erinnerungen – so auch an der Liste, mit der ihr Vater sie zu Country hatte bekehren wollen, verbunden mit dem Wunsch, dass seine Tochter diese Songs eines Tages beherrschen möge. „Die Liste war sehr umfassend und durchdacht“, so Rosanne Cash, „und sie fußte auf dem intuitiven Gespür meines Vaters für jede entscheidende Wendung in der Entwicklung der Countrymusik. Alte Folkballaden aus den Appalachen gab es ebenso wie Songs von Jimmie Rodgers und Woody Guthrie. Dann ging er über zum Rockabilly und zur Geburt des modernen Country durch Hank Williams bis hin zu zeitgenössischen Songs der frühen Siebziger. Auch einige seiner eigenen Songs waren darunter. Ich habe mir Mühe gegeben, sie alle zu lernen und sie sind ein Teil meiner musikalischen Erziehung.“
„The List“ ist das erste Album von Rosanne Cash, das ausschließlich Coverversionen enthält. Selten hat man ihre ausgezeichnete Stimme so hingebungsvoll gehört, man spürt förmlich die hohe Wertschätzung der Songs, die durch Cashs makellose Interpretation an Kraft und Schönheit gewinnen und nun endgültig einen festen Platz im Great American Songbook einnehmen. „Für mich ist diese Liste inzwischen der Inbegriff für Exzellenz – und sie erinnert mich stets an meine Herkunft. Dieses Album hat es mir ermöglicht, die Verbindung zu meinem Erbe zu knüpfen und alle Fäden miteinander zu verbinden: Vergangenheit und Zukunft, Vermächtnis und Jugend, Tradition und Zeitlosigkeit.“
Produziert hat das Album ihr langjähriger Ehemann und künstlerischer Kompagnon John Leventhal, der auch für einen Großteil der vorzüglichen Gitarrenarbeit verantwortlich ist. Rosanne Cash interpretiert auf „The List“ Songs von der Carter Family („Bury Me Under The Weeping Willow“), Hank Williams („Take These Chains From My Heart“), Jimmie Rodgers („Miss The Mississippi And You“), Merle Haggard („Silver Wings“) und Bob Dylan („Girl From North Country“, von dem es eine berühmte Aufnahme von Dylan und Johnny Cash aus dem Jahr 1969 gibt). So hochkarätig wie die Originalautoren sind auch die vier Gastmusiker auf dem Album, allesamt von Rosanne Cash hochgeschätzte Künstler: Bruce Springsteen („Sea Of Heartbreak“), Elvis Costello („Heartache By The Number“), Jeff Tweedy („Long Black Veil“) und Rufus Wainwright („Silver Wings“) verleihen diesem tadellosen Brevier behutsam polierter Country-Perlen noch zusätzlichen Reiz. Rosanne Cash, die sich in den letzten Jahren auch immer mal wieder als Schriftstellerin und Journalistin hervorgetan hat, demonstriert mit „The List“, dass Country ein wahrer Genuss sein kann. Alternative Country at its best. Schöner lässt sich ein Erbe nicht verwalten.