Musik der Wiener Hofkapelle

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Musik der Wiener Hofkapelle

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WienerHofMusik (Crystal Classics, VÖ: 01.09.2012)
Die Hofburg ist ein Denkmal der Habsburgischen Herrschaft in Wien. Ottokar II. von Böhmen begann etwa 1275 südlich des Babenberger Schlosses mit dem Bau eines neuen Palastes. 1276 wurde er jedoch von Rudolf von Habsburg auf dem Marchfeld geschlagen und von jenem Zeitpunkt an bis zur Ausrufung der Republik 1918 ist die Hofburg das Schloss der Habsburger geblieben. Unverkennbar ist die Sainte Chapelle in Paris Vorbild als 2 geschossige Doppelkapelle, mehrfach verändert im Laufe der Jahrhunderte.

Der Schweizerhof ist das Kernstück der im Mittelalter von einem Graben umgebenen Burg. Alte Ansichten von Wien zeigen ihn mit einer Kapelle und vier Türmchen an den vier Ecken. Im 15. Jahrhundert gab es eine Vorhalle und zunächst eine Unterkirche bis zum 18. Jahrhundert. Ebenfalls seit dem 15. Jahrhundert sind 3 Joche sichtbar und ein in 5 Seiten des Achtecks geschlossener Chor mit Sternengewölbe. Die Türmchen gibt es nicht mehr, die Fassaden stammen hauptsächlich aus dem 16. Jahrhundert; in alten Gemälden und Stichen sind Hof und Kapelle noch deutlich sichtbar. Südlich grenzt die Kapelle an den ehemaligen Palast. Im 18. Jahrhundert wird die Botschaftsstiege errichtet. 1802 lässt Franz II. die Kapelle restaurieren und verändern im Sinne der Romantik mit Emporen und Oratorienbrüstung; die heutigen Fenstermaßwerke sind neugotisch, um 1875. 1977 erfolgt eine weitere Restaurierung, vielfach mit Rückführung zum Original (Schlusssteine, Wandpfeiler, Fresken).
Als Gründungsjahr der heute existierenden Hofkapelle wird das Jahr 1498 angegeben, unabhängig vom reichen mittelalterlichen Musikleben.
Der Habsburger Albrecht I. (1255 – 1308) besitzt bereits eine Hofkapelle, Maximilian I. (1459 – 1519) wagt eine Neuorganisation mit der Gründung der Hofsängerknaben. Musikalisch geschieht – kurz gefasst – im Laufe der Jahrhunderte folgendes:
Die niederländische Vokalpolyphonie hält Einzug mit Berufungen Phillip de Montes und Lambert de Sayves als Nachfolger von Paul Hofheimer, Ludwig Senfl und Heinrich Isaak.
Im Barock sind es vor allem die Italiener, die an den Hof geholt werden (Valentini, Bertali, später Salieri als Letztem). Es beginnt eine Zeit der komponierenden Monarchen, Ferdinand III., Leopold I., Josef I..
Während der Wiener Klassik waren Berühmtheiten wie Christoph Willibald Gluck und Wolfgang Amadeus Mozart Lieferanten für die Hofkapelle. Die meisten der auf der CD vertretenen Komponisten waren Hofkapellmeister, alle Kompositionen lagern in der Bibliothek als Original oder Abschrift.
Im 19. Jahrhundert ist ein Verlust an Einfluss zu verzeichnen für den weltlichen Teil, die Kirchenmusik in der Hofkapelle blieb davon nahezu unberührt. Das lag an den großen Genies wie Schubert und Bruckner.
Die Hofmusikkapelle öffnet noch heute jeden Sonntagmorgen ihre Pforten für eine interessierte Hörergemeinde, die den Wiener Philharmonikern, den Wiener Sängerknaben sowie Mitgliedern des Herrenchores der Staatsoper, den Solisten aus den Reihen der Sängerknaben und der Oper, der Choralschola des Chorus Vienensis sowie dem Organisten lauschen während einer Messe, in der die Musik breiten Raum einnimmt.
Nach 1918 übernimmt das Bundesministerium für Unterricht und Kultur die Pflege der Kirchenmusik unter besonderer Berücksichtigung der österreichischen Tonkunst. Bei wenig Bezahlung und ohne Festanstellung setzt auch hier das Musikleben zeitweilig aus, bis der Rektor der Burgkapelle Josef Schmitt ein Sängerknabeninstitut gründet und damit die Mitwirkung der Wiener Sängerknaben garantiert. Das Ministerium übernimmt die Trägerschaft und ein Komité zur Förderung der Kirchenmusik in der Burgkapelle wird gegründet. Ein Teil der Musiken wird von Hofkapellmeister Helmuth Froschauer dirigiert.
Joseph Leopold von Eybler, Nachfolger Salieris als Hofkapellmeister an der Wiener Hofkapelle, besingt in seinem Werk »Omnes de Saba venient« – Ganz Saba, das Gold und Weihrauch bringt und den Ruhm des Herrn verkündet. Worte zur Geburt des Erlösers am Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar für Sopran, Chor und Orchester; ein Jubelgesang zum Gotteslob.
Joseph Leopold Edler von Eybler war Sohn eines Wiener Schullehrers, erhielt den ersten musikalischen Unterricht beim Vater. Der Hofbeamte Josef Seitzer hörte zu und verschaffte dem Knaben einen Platz im Wiener Stadtseminar an der Seite der Brüder Haydn.
Durch unglückliche Umstände (Auflösung des Seminars, Feuersbrunst) wandte er sich im Schutz Haydns ganz der Musik zu. In einem Konzert am 22. März 1789 mit eigenen Werken beglückwünschte er Eybler und ließ den im Konzert anwesenden “zwei großen Männern – Mozart und Albrechtsberger – Küsse bestellen”. Dass der Stil Eyblers ganz im Sinn des grüßenden Haydns und des Küsse bestellenden Mozart und Albrechtsberger war zeigt sein Offertorium »Jubilate Deo« für Orchester und Chor, ein liturgisches Werk zur Gabendarbringung. Auch Mozart stellte ihm ein glänzendes Zeugnis aus und ein Attest Albrechtsberger von 1790 besagt, “dass er nach Mozart in der Musik jetzt das größte Genie sei, welches Wien besitze”. »Terra tremuit« – Die Erde erschrak und verstummte, als Gott sich erhob zum Gericht -, ist zum Ostersonntag geschrieben. Großartig sein Fugato mit Posaunen als Instrumente des jüngsten Gerichts, der große Moll-Teil geht beim Alleluja in Dur über.
Kaiserin Maria Theresia, die 2. Gemahlin des Kaiser Franz, schenkte Eybler ihre Huld und lud ihn zu Familienfesten in Hetzendorf und Laxenburg ein. Er schreibt Kammermusik, geistliche Musik, Oratorien und Opern und wird 1824 Nachfolger Salieris als Hofkapellmeister mit 1500 FL. Gehalt. Ein jähes Ende nahm seine glänzende Karriere am 23. Februar 1833 als er bei der Leitung von Mozarts Requiem einen Schlaganfall erlitt.

»Pueri concinite« – Ihr Kinder, singt miteinander Lieder dem neugeborenen König – eine Komposition voller Innigkeit – von Johann Ritter von Herbeck, der zunächst Philosophie und – wie Eybler – Jura studierte, bevor er sich zur Musik hinwendete. Er folgte Benedict Randhartinger 1866 ins Amt des Hofkapellmeisters und wurde gerade als Dirigent auch anderorts zu einer wichtigen Musikerpersönlichkeit seiner Zeit. Bis zu diesem Jahr war er für 10 Jahre Chormeister des Wiener Männergesangvereins, Leiter des Singvereins und artistischer Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde. Neben seiner Tätigkeit in der Hofkapelle hatte er den Posten des 1. Kapellmeisters der Hofoper inne. Seit 1899 wird von der Gesellschaft der Musikfreunde die Herbeck-Medaille gestiftet, modelliert von A. Scharff, für 25 jährige ununterbrochene Mitgliedschaft.
Antonio Salieri, Komponist, Kapellmeister und Musikpädagoge stammte aus Venetien. Mit 16 Jahren kam er nach Wien und erwarb später große Verdienste um die Hofkapelle, der er von 1788 bis 1824 vorstand. Interessant ist in seinen kirchlichen Werken die Mischung von venezianischem Stil und Wiener Tradition. Der Pfingsthymnus »Veni Sancte Spiritus« – Komm heiliger Geist – ist nur eines seiner zahlreichen Werke für die Hofkapelle, äußerst qualitätsvolle und einfallsreiche Musik, der das Gerede um die angebliche Feindschaft zwischen ihm und Mozart nichts anhaben kann.
Salieris 2. Stück führt uns zur Thematik des Sterbens und des Todes, »De profundis clamavi«, Verse des 130. Psalms: Aus der Tiefe rufe ich Herr zu Dir, höre meine Stimme, lass dein Ohr achten auf mein flehendes Rufen. Herr, gedenke meiner Sünden, wer könnte bestehen. Und da neben aller Vergänglichkeit und Sünden auch Zeichen der Hoffnung auf Erlösung gegeben werden, heißt es weiter: Meine Seele erwartet den Herren, mehr als der Wächter das Morgenrot. Beim Herrn ist Erbarmen, beim Herrn ist reiche Erlösung, er selber wird erlösen sein Volk. Ebenso erschütternd auf der einen Seite wie hoffnungsfroh auf der anderen ist Salieris musikalische Auslegung für Chor, Orgel und Streicher. Frauen- und Männerstimmen wechseln sich ab mit ein und derselben Phrase, die an den Gregorianischen Choral erinnert. Die Komposition wird dichter und steigert sich dynamisch – ein Hilferuf zu Gott.
Der Lehrer Beethovens, Schuberts und Meyerbeers wird in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof zur ewigen Ruhe gebettet, ein schlichter Stein mit Gedenktafel, darauf eine sich nach oben verjüngende Säule mit einem Kreuz ziert die Stätte.
Das in der Nähe befindliche Ehrengrabmal Mozarts hat mit der eigentlichen Bestattungsstelle auf dem St. Marxer Friedhof nichts zu tun.
Wolfgang Amadeus Mozart war zwar keine von Amt wegen mit der Hofkapelle verbundene Person, seine kleinen und mittleren Kirchenkompositionen waren aber geradezu dafür prädestiniert. Dazu gehört auch das Mariengebet »Sub tuum praesidium« aus Salzburger Tagen. »Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesmutter«. –
Spätestens seit seiner »Waisenhaus Messe«, die er als 12 jähriger in Wien ablieferte, war das junge Genie bekannt. Noch war er in Diensten des Erzbischofs von Salzburg.
Nach seinem Wechsel nach Wien beauftragte der Hof Mozart sehr spärlich.
In den Jahren 1790 und 1791 weilte Constanze Mozart zur Kur in Baden, Wolfgang Amadeus war tageweise zugegen. In freundschaftlicher Beziehung kam er (später auch Haydn) mit dem dortigen Chorregent Anton Stoll in Berührung.
Am 17. Juli schreibt er dort die Motette »Ave verum corpus«, uraufgeführt am Fronleichnamstag, dem 23. Juli. Durch Haydns Frau gelangte das Werk über das Haus Haydn in die Bibliothek der Wiener Hofkapelle und wurde dort erst nach seinem Tode erstaufgeführt – anders die kleinen Kirchenwerke »Sub tuum praesidium« und »Regina coeli«. Den Preis der Himmelskönigin hat er mehrmals vertont, hier die 1779 entstandene Version, zeitgleich zur Krönungsmesse.
Wechselnd stehen sich Soli und Tutti gegenüber, die Intimität der Soloparts zu den rauschenden Tutti-Antworten, geschrieben für die erzbischöfliche Kapelle in Salzburg und als Abschrift durch Michael Haydn an die Hofkapelle gelangt, dessen Bruder Joseph über Mozart schreibt: »Könnte ich jedem Musikfreunde, besonders aber den Großen, die unnachahmlichen Arbeiten Mozarts, so tief und mit einem solchen musikalischen Verstande, mit einer so großen Empfindung in die Seele prägen, als ich sie begreife und empfinde, so würden die Nationen wetteifern, ein solches Kleinod in ihren Ringmauern zu besitzen.«
Beide Brüder, Joseph und Michael Haydn, waren Mitglieder der Kapelle des Stephansdomes als Sängerknaben und erhielten dort ihre musikalische Grundausbildung.
1785 besuchte Haydn Mozart in dessen damaliger Wohnung in der Domgasse Nr. 5, zwei Jahre später war der junge Beethoven dort zu Gast.
Michael Haydn und er werden bereits als Mitglieder der Salzburger Hofkapelle 1774 erwähnt. Leopold Mozart ist Konzertmeister – später nach dem Weggang Mozarts von Salzburg, wird Michael Haydn Hoforganist. Eine besondere Verbindung Mozarts zu Michael Haydn ist die Bewunderung für dessen Gattin Maria Magdalena geb. Lipp, eine Sängerin (»Sie wird ihre Stimme noch lange behalten und anstatt schlechter immer besser werden«, 1778).
Man kann also hier durchaus von gegenseitiger Hochachtung, ja Wertschätzung sprechen. Der Komponist des »Alleluja. In die resurrectionis« – Alleluja am Tag der Auferstehung – starb 1806 nach 44 Dienstjahren des Erzbischofs von Salzburg, viel gedruckt, hoch verehrt, mit Mozart befreundet. Schubert spricht über den »ruhigen, klaren Geist des guten Johann Michael Haydn«, der immer im Schatten seines Bruders stand, qua seiner Persönlichkeit und menschlichen Größe jedoch nicht darunter litt. Seine 838 Werke umfassen nahezu alle Bereiche der Musik seiner Zeit, vornehmlich aber die großen und mittleren Formen der Kirchenmusik.
Die Vespern und Psalmen von Johann Joseph Fux galten als ebenso vorbildlich wie dessen Lehrbuch über den gestrengen Kontrapunkt im Stile Palestrinas, eine theoretische Schrift, die ebenso Bach wie Mozart besaßen (Gradus ad Parnassum); geboren war er 1660 in Hirtenfels in der Steiermark und kam um 1695 nach Wien als Theoretiker und Komponist, Organist und ab 1698 war er Vize-Hofkapellmeister, ab 1715 Hofkapellmeister. Er verkörpert in seinen Kompositionen, gerade im kirchenmusikalischen Bereich die letzte Blüte feierlicher und prunkvoller Barockmusik. Aus seiner Vertonung des »Laudate pueri« erklingt sein »Sit nomen Domini benedictum« – Der Name des Herren sei gepriesen. Die für den Komponisten typische strenge Form ist zu hören (Wiederholung des A-Teils, Sequenzen, Koloraturen).
Eine Gedenktafel erinnert daran am Dr. Ignatz Seipel Platz 1, dass hier einer der größten Komponisten von 1808 – 1813 seine Ausbildung genoss: Franz Schubert. Das k.& k. Stadtkonvikt am Universitätsplatz, ein Internat für Mittel- und Hochschüler befand sich neben der Jesuitenkirche. Die vorwiegend für die Hofkapelle ausgebildeten Sängerknaben erhielten Stipendien, um das Konvikt zu besuchen. Schubert war dort von 1808 – 1813 und besuchte gleichzeitig das akademische Gymnasium. Schnell erkannte man seine überdurchschnittliche Begabung. Schulgehilfe sollte er werden, wenn es nach dem Vater ging. Doch wie sagte Schubert gegenüber Anselm Hüttenbrenner: »Mich soll der Staat erhalten, ich bin für nichts als das Komponieren auf der Welt«.
Zwei Jahre vor seinem Tod, 1826 komponierte er sein »Auguste jam coelestium«, auf Christus, den Himmelskönig hinweisend. Die hörbare »Italiana« ist seinem Lehrer Salieri zuzuschreiben.
Schubert, der gelegentlich seit 1816 Tagebuch führte, schrieb über sein dreiteiliges Offertorium in C-Dur: »Totus in corde langueo«, frei übersetzt: »Mein Herz ist krank« anlässlich einer Wiederaufführung 1825 zusammen mit der angeblich NEUEN MESSE, die im Wiener Theaterblatt angekündigt wird, dass weder bei der Messe noch beim Offertorium keine Rede von »Neu« sein kann. Vielleicht könnte er sich dunkel erinnern, sie anno 1815 oder 16 komponiert zu haben. Beides, die F-Dur Messe und das Offertorium schrieb er für Therese Grob, die er 1826 als »geliebte Freundin verliert«.
Nach der Uraufführung seiner Kantate »Prometheus«, im Juni 1816 ließen mitwirkende Juristen im Chor ein Gedicht ins Theaterblatt setzen, deren mittlere Strophe lautete:
Mich hat’s wunderbar erhoben
Und der Wehmut neue Lust
Wie ein schimmernd Licht von oben
Kam in die bewegte Brust.

Dieses Gefühl gilt für viele Werke des 18 jährigen Schuberts in jenen Jahren, eben auch für dieses Offertorium, einem Wettstreit zwischen Sopran und Klarinette, sozusagen das geistliche Gegenstück zum »Hirt auf dem Felsen«.
Schuberts »Magnificat C-Dur« für 4 Solostimmen, Chor und Orchester besteht aus 3 Teilen, dem feierlichen Allegro maestoso, der Gottesmutter Maria gewidmet, Magnificat anima mea Dominum, dem Gott lobenden 2. Satz Andante, Deposuit potentes de sede und dem jubelnden 3. Teil Gloria Patri. Das Werk, 1815 uraufgeführt, zeigt Schuberts Affinität zu Texten der Marienverehrung, ebenso wie sein im selben Jahr entstandenes »Salve Regina« F-Dur op. 47 (Deutsch Verz. 223), ein virtuoser Gesang für Solo-Sopran und Orchester, wahrscheinlich komponiert für die Sopranistin Therese Grob “in tiefer Empfindung”, die sich nicht nur auf ihre wunderschöne Gesangsstimme, sondern auch auf des Komponisten heimliche Schwärmerei für sie bezog.
Benedict Randhartinger, geboren am 27.7.1802 in Ruprechtshofen (Niederösterreich) und 1893 in Wien gestorben steht von 1812 – 1819 dem Wiener Stadtkonvikt vor. Er ist ein Freund von Schubert. Nach juristischen und philosophischen Studien wendet er sich ganz der Musik zu, wird Schüler Salieris und Tenorsänger an der Hofkapelle. Ab 1846 ist er Vize-Kapellmeister, ab 1862 Kapellmeister, gleichzeitig wie Herbeck Kapellmeister an der Hofoper.
Er komponiert Werke vieler Genres, Opern, Instrumentalmusik, Orchesterwerke, Kammermusik und vor dem Kirchenmusik (18 Messen), 2 Requien, Gesänge, Hymnen. Sein Graduale für Chor und Orchester »Cantate Domino« – Singet dem Herrn -, welches in seiner Harmonik schon weit ins 19. Jahrhundert geht, liegt im Original von 1840 in der Bibliothek der Wiener Hofkapelle.

Johann Nepomuk Hummel, gefeierter Klaviervirtuose und Komponist seiner Zeit ist uns heute noch bekannt durch sein Trompetenkonzert, 1803 geschrieben. 1778 in Pressburg (Bratislava) geboren, war er ein Schüler von Mozart, Albrechtsberger und Salieri. Joseph Haydn schätzte ihn außerordentlich und vermittelte ihn 1804 als Konzertmeister an den Hof Fürst Nikolaus Esterházys II. in Eisenstadt. Spätere Berufs-Stationen waren Stuttgart und Weimar. 1805 schreibt er im Auftrage seines Dienstherren sein op. 88, Graduale »Quod quod in orbe« für Chor und Orchester, in der die interessante und originelle Instrumentation auffällt.

Anton Bruckner (1824 – 1896) war ab September 1868 Mitglied der ehemaligen Hofmusikkapelle als K&K Hoforganist, gleichzeitig ereilte ihn ein Ruf als Professor für Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgelspiel an das Konservatorium der K&K Gesellschaft der Musikfreunde. Vier Jahre zuvor, 1864, komponierte er seine Messe in d-Moll, deren Uraufführung am Sonntag, den 20. November des selben Jahres beim Hochamt, der Caecilienfeier im alten Linzer Dom zu hören war, in einer konzertanten Wiederaufführung bereits einen Monat später, am 18. Dezember im Linzer Redoutensaal. Dazu schreibt das Linzer Tageblatt am 20. Dezember 1864: »Bruckners Messe hat bereits bei der vor kurzem in der hiesigen Domkirche erfolgten ersten Aufführung allgemeine Sensation erzeugt und die größte Bewunderung aller Kunstfreunde hervorgerufen. Es war daher sehr natürlich, dass sich der allgemeine Wunsch geltend machte, dass dieses Kunstwerk baldigst zu einer zweiten Aufführung gebracht werde, welche gestern Abend im landschaftlichen Redoutensaal erfolgte.« Dem Komponisten wird ein Lorbeerkränzchen geschenkt mit der Aufschrift: »Von der Gottheit einstens ausgegangen, muss die Kunst zur Gottheit wieder führen.« Der Wiener K&K Hofkapellmeister Johann Herbeck zog, nachdem man in Wien bedauerte, nicht auch eine Aufführung des bejubelten Werkes zu erleben, die Konsequenzen. Unter seiner Leitung erfolgte die Wiener Erstaufführung am 10. Februar 1867 in der Hofburgkapelle zu Wien in Gegenwart des Komponisten. Letztendlich stellte dieses Ereignis die Weichen für Bruckner von Linz nach Wien. »Sehr frei« sei seine Messe schreibt Bruckner über seine Messe. Dies bezieht sich sicher auf die Stilistik, aber auch auf die bis dahin unbekannten Klangsteigerungen, die Harmonik und Instrumentation, die seine folgenden großen Sinfonien schon spüren lässt.
Der Wiener Musikologe Karl Pfannhauser spricht von “der beherrschenden zerknirschten Stimmung”, gleich im Kyrie mit tiefen Streichern, der Umkehrung des “Kyrie” Motivs im “Christe eleison” und zurück mit Unisonorufen im Chor zur Reprise. Es folgt das im strahlenden Glanz stehende Gloria ab “Laudamus te”. In Folge agiert das Soloquartett: Domine Fili der Sopran, gefolgt vom Alt mit “Gratias” und schließlich der Bass mit “Domine Deus”. Der Chor schließt an mit “Agnus Dei”, aufregend und neu der 3 stimmige Oberchor “Miserere nobis” (Tenöre und Bässe unisono), dann der hervortretende Solo-Bass “Suscipe” und “qui sedes”. Das geschieht ein weiteres Mal im “Miserere nobis”. Bass Solo auch im folgendem “Quoniam”. Solo Tenor und Solo Alt schließen an, bevor der Chor mächtig das “Jesu Christi” anstimmt. Die Amen – Fuge sucht in ihrer Einmaligkeit Ihresgleichen, Bruckner erfindet und erneuert hier. Liturgische Durchdringung ist im Credo zu finden (Et in unum Dominum), ergreifend und bildhaft das “et incarnatus”, das “Crucifixus”, gesungen vom Soloquartett und endend mit “et sepultus est”.
Die Himmelfahrt, “et resurrexit” kann man fast als Vokal-Symphonie bezeichnen. Hell strahlt danach das “Sanctus”, gefolgt vom eleganten lyrischen “Benedictus”, schließlich ist im “Agnus dei” die Fülle von Modulationen zu bestaunen mit dem beruhigendem “Dona nobis pacem”.
Eine Wiener Zeitschrift schreibt zur 1892 erschienenen Erstausgabe der Messe:
»Die hohe Auffassung des heiligen Textes, die Originalität der Erfindung, die uns nirgends ausgetretene Pfade erkennen lässt, die virtuose Behandlung des Orchesters erfüllt uns mit Bewunderung für den edlen greisen Meister.«

Text: Dirk Schortemeier