Michael Wollny / Ulf Wakenius – JazzToDay [Tour]

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Michael Wollny / Ulf Wakenius – JazzToDay [Tour]

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Die JazzNights haben eine kleine Schwester bekommen: Sie heißt JazzToday und ist schon ziemlich kregel. Im Oktober wird sie erstmals bei der Verwandtschaft in ganz Deutschland herumgereicht. Wir sind mächtig stolz auf sie! Im Ernst: Die neue Konzertreihe, die die Konzertdirektion Karsten Jahnke mit JazzToday an den Start bringt, macht uns einen Riesenspaß, denn sie hat was Familiäres. Bei ihr geht es nicht ganz so vornehm zu wie bei den JazzNights, die ja immer nur durch eine Handvoll große Städte touren und dann jeweils im ersten Haus am Platze halt machen. Das soll auch so bleiben: Der beste Jazz mit den berühmtesten Künstlern gehört weiterhin in die schönsten Konzertsäle der Republik. JazzToday aber rechnet auf ein junges Publikum.

Auf ihrer JazzToday-Tournee absolvieren sie ein deutliches höheres Laufpensum, die Städte dürfen auch eine Nummer kleiner sein und die Hallen auch. Denn wir haben festgestellt: Die Leute in Deutschland mögen Jazz – wieder. Die Jungen definieren ihn vielleicht ein bisschen anders als wir, ihre Eltern und Großeltern, das tun. Die Jazzpolizei haben sie endgültig ins imaginäre Museum der ausgestorbenen Berufe überstellt. Und sie denken viel kosmopolitischer: Für sie muss der Jazz – diese aufregende Musik, bei der man nicht nur gut spielen, sondern vor allem spontan, interaktiv und erfindungsreich sein muss, um bestehen zu können – keineswegs unbedingt aus den USA kommen.
Deshalb haben wir es uns zum Prinzip gemacht, auf jeder JazzToday-Tour jeweils einen Künstler bzw. eine Band aus Deutschland und einen Künstler bzw. eine Band aus dem Ausland zu präsentieren. Und weil wir’s gerne familiär mögen, wünschen wir uns, dass alle Musiker einen Teil des Konzerts auch gemeinsam bestreiten.

MICHAEL WOLLNY
feat. TAMAR HALPERIN (cembalo)

Es ist etwas Geniales in der Musik dieses bescheiden auftretenden Pianisten, sie hat eine in jeder Bedeutung des Wortes unerhörte Autonomie. Michael Wollny zaubert aus dem Flügel eine ganz und gar eigene Klangwelt. Das heißt nicht, dass er irgendwie vom Himmel gefallen wäre und eine unortbare Kunst jenseits alles Dagewesenen erschafft; am ehesten glaubt der um Zuordnung ringende Geist des Hörers ihn zu fassen zu kriegen, wenn er sich vorstellt, Busoni oder Liszt oder Skrijabin seien in irgendeiner irdischen Einöde noch am Leben, hätten ganz am Rande mitbekommen, dass es inzwischen so etwas gibt wie improvisierte Musik, die ohne Noten auskommt, und erfänden in ihren schlaflosen Stunden leicht entrückt nun selbst am Klavier spontan Musik.
Wollny ist in Schweinfurt aufgewachsen und begann mit 15 am Konservatorium Würzburg Musik zu studieren. Er ist nicht nur vom Pianistischen her nah an der klassischen abendländischen Klaviermusik, auch sein Umgang mit Harmonie, Rhythmus und den emotionalen Valeurs von Klängen nährt sich von diesem gewaltigen geistig-künstlerischen Erbe.
Und doch ist er ein musikalischer Abenteurer. Einer, der immer neue Klänge aufspürt und dabei sein Publikum stets auf spannende Entdeckungsreisen schickt. So auch mit seinem neuen Programm „Wunderkammer“, das er gemeinsam mit der aus Israel stammenden Cembalistin Tamar Halperin bei der Jazztoday Tournee vorstellt. In einer seltenen Begegnung verschiedener Tasteninstrumente mit gemeinsamen historischen Wurzeln begibt er sich auf eine Suche nach dem nie Gehörten. Im Konzert treffen die stets unberechenbar bleibenden Improvisationen des „Kometen der deutschen Jazz-Szene“ (Financial Times) auf das höchst experimentierfreudige Cembalospiel von Tamar Halperin, die dabei entstehenden Klang-Wunderwelten lassen jegliche Genregrenzen weit hinter sich und betreten einen nie gehörten Raum, irgendwo jenseits von Jazz, Neuer Musik, Pop, Minimalismus und Avantgarde. Wenn Musik Tore öffnet zu Welten hinter der Welt, dann ist Michel Wollny ein besonders kundiger Führer in den Raum jenseits der Schwelle.

ULF WAKENIUS QUARTET A TRIBUTE TO ESBJÖRN SVENSSON
Very special Guest: Youn Sun Nah (voc)

Zu den Gänsehaut erzeugenden Koinzidenzen im Zusammenhang mit dem Unfalltod des schwedischen Pianisten Esbjörn Svensson zählt auch eine Plattenveröffentlichung seines Landsmanns Ulf Wakenius. Im April 2008 brachte die Plattenfirma Act das Album „Love Is Real“ in die Läden, auf dem sich Wakenius – meisterlicher Gitarrenvirtuose des skandinavischen Jazz – ausschließlich mit Svenssons Kompositionen für das „magische Trio“ e.s.t. beschäftigt. In Arrangements für das radio.string.quartet.vienna und eine Reihe prominenter Gastsolisten hatte Wakenius auf elektrischen und akustischen Gitarren seine persönlichen Favoriten aus dem e.s.t.-Oeuvre einer Neudeutung unterzogen. Was als Hommage zu Lebzeiten geplant war, wurde unversehens zu einem Requiem – drei Wochen nach dem Veröffentlichungsdatum verunglückte Svensson beim Tauchen in den Schären vor Stockholm.
Weil Esbjörn Svensson die vielleicht wichtigste Kristallisationsfigur nicht nur eines neuen europäischen Selbstverständnisses im Jazz war, sondern dem Jazz überhaupt einen Aspekt von Jugend zurückgeschenkt hat, weil er ein großartiger Musiker war und vielen ein Freund, richtet Ulf Wakenius zum Abschluss der ersten Saison von JazzToday mit ein paar Freunden ein Tribute-Konzert für den verstorbenen Pianisten aus. Die unvergleichliche Energie dieses Musikers und seines Trios hat Karsten Jahnke über viele Jahre als sein Tourneeveranstalter aus nächster Nähe erlebt, und so liegt diese Hommage auch uns sehr am Herzen. Esbjörn Svensson ist tot. Seine Musik wird länger leben als wir alle.
Der zweite Programmteil des Ulf Wakenius Quartet wird durch einen besonderen Gast bereichert: Youn Sun Nah. Die südkoreanische Jazz-Sängerin, die seit 1995 in Frankreich lebt, stellt ihr unter Mitwirkung von Ulf Wakenius erschienenes ACT-Debut „Voyage“ (VÖ 24.4.09) vor.
Youn Sun Nah ist alles andere als eine typische Jazzsängerin. Abseits von bekannten Pfaden beschreitet sie mit ihrer unglaublich vielseitigen, kristallklaren Stimme und ihrer starken Ausstrahlung einen ganz eigenen Weg. In ihren Songs verbindet sie auf bezwingende Weise die Mystik und Artistik des koreanischen Gesangs mit der Phantasie und Klarheit des französischen Chansons und der Energie und Freiheit des Jazz. Die französische Presse feiert sie als eine der größten Jazzsängerinnen der letzten Jahre, in ihrer Heimat Korea gewann sie jüngst den ‚Korean Music Award’, eine Art koreanischen Grammy. Es wird also Zeit, dass auch das deutsche Publikum dieses Ausnahmetalent entdeckt und welche Live-Plattform eignet sich dafür wohl besser als JazzToday? Eben das dachten wir uns auch.

Tourtermine:
20.10.2009 – Nürnberg, Karstadt Kulturcafé
21.10.2009 – Mainz, Frankfurter Hof
22.10.2009 – Kaiserslautern, Kammgarn
23.10.2009 – Stuttgart, Theaterhaus
24.10.2009 – Essen, Philharmonie
25.10.2009 – Dortmund, Konzerthaus
27.10.2009 – Lübeck, Musik- und Kongresshalle
29.10.2009 – Berlin, Kammermusiksaal
30.10.2009 – Leipzig, Gewandhaus
31.10.2009 – Hamburg, Kampnagel
01.11.2009 – Bremen, Glocke
03.11.2009 – Osnabrück, Osnabrückhalle
05.11.2009 – Darmstadt, Centralstation
06.11.2009 – Mannheim, Alte Feuerwache
07.11.2009 – Karlsruhe, Tollhaus