Dominic Miller – Absinthe (Releasedate: 01.03.2019)

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Dominic Miller – Absinthe (Releasedate: 01.03.2019)

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Tourdaten
21.02. Köln – Stadtgarten
10.+11.03. Berlin – A-Trane

Mit „Absinthe“ hat der Gitarrist Dominic Miller ein Album geschaffen, das von einer ganz
speziellen Atmosphäre geprägt ist. “Das erste, was mir in den Sinn kam, bevor ich
irgendwelche Stücke schrieb, war der Titel”, schreibt er in den Liner-Notes. “Ich lebe in
Südfrankreich und bin fasziniert vom Impressionismus. Scharfe, helle und fast
hexenhafte Mistrals, kombiniert mit starkem Alkohol und einem intensiven Kater müssen
einige dieser Künstler in den Wahnsinn getrieben haben. Der Himmel ist grün, das
Gesicht ist blau, die Perspektive ist verzerrt.”
Während Millers ECM-Debüt „Silent Light“ den Schwerpunkt auf Solo- und Duo-Settings
legte, hat Miller für „Absinthe“ ein Quintett geformt, das seine lyrischen Kompositionen in
ein strukturiertes Setting bringt. Miller, der zwischen Nylon- und Stahlsaiten-
Akustikgitarren wechselt, hat im Bandoneon von Santiago Arias ein wichtiges
harmonisch-melodisches Spiegelbild gefunden. Manu Katché, der neben Miller jahrelang
Mitglied in der Band von Sting gewesen ist, bringt am Schlagzeug lebhafte Präsenz ein.
Mike Lindups Keyboardtöne können eine geisterhafte Note verleihen (so z.B. im
Titeltrack des Albums), während der Bassist Nicholas Fiszman den Sound des Ensembles
erdet.
Was Miller betrifft, so hat ihn das Magazin JazzTimes als einen Gitarristen beschrieben,
der “jeden Ton und die Pausen dazwischen melken kann, und mit seinen Fingern flüsternde Effekte erzeugt, wenn sie über Saiten gleiten”.

„Absinthe“ wurde nicht nur in Südfrankreich konzipiert, sondern hier haben Miller und
Band das Album auch aufgenommen und haben mit Manfred Eicher im Studio von La
Buissonne, in Pernes-les-Fontaines, zusammengearbeitet. Das Ambiente war ideal, sagt
Miller: “Es ist eine tolle Atmosphäre, in der man sehr gut arbeiten kann. Und ich liebe die
Zusammenarbeit mit Manfred – er ist ein echter Produzent. Ich denke an die
inspirierende Authentizität der Platten, die er mit Egberto Gismonti gemacht hat. Sie
waren mir so wichtig…..“
“Für meine beiden ECM-Alben, und vor allem bei diesem neuen Album, war meine
anfängliche Vorstellung von einem Song wie die eines einfachen Selfie”, erklärt Miller.
“Wenn wir die Arbeit an einem Track erst einmal beendet haben, wird das Stück zu
diesem angereicherten fotografischen Standbild, mit all dem Licht und Schatten des
Lebens darin. Manfred hilft, die Essenz der Musik hervorzuheben und drängt uns dabei
oft aus unseren Komfortzonen. Aber ich bin bereit dazu – wir haben jeden Song im
Studio neu überdacht, neu gestaltet und interpretiert. Ich habe im Laufe der Jahre etwa
250 Pop- und Rock-Platten gemacht, und das ist oft ein Prozess zur Erreichung der
sogenannten Perfektion. Aber Manfred ist nicht hinter dieser Art von Perfektion her.”

Geboren in Argentinien als Sohn eines amerikanischen Vaters und einer irischen Mutter,
wuchs Miller ab dem Alter von 10 Jahren in den USA auf und ging dann in England
weiter zur Schule. Die internationale Denkweise des Gitarristen wurde erst durch eine jahrzehntelange Weltreise mit Paul Simon, The Chieftains, Plácido Domingo und vor allem Sting vertieft. Miller ist seit langem als Stings „rechte und linke Hand“ an der Gitarre bekannt – unter anderem als Co-Autor von “Shape of My Heart”, „La Belle Dame Sans Regrets“ und
anderen Welthits. “Ich bin von Stings kreativem Harmoniesinn beeinflusst worden und
wie er Lieder formt”, sagt der Gitarrist. “Ich versuche das Gleiche zu tun, indem ich eine
Erzählung mit Instrumentalmusik schaffe, die ich als Lieder behandle und arrangiere, mit
Versen, Refrains und Brücken. Ich habe viel von ihm über Konzept und Anordnung
aufgenommen, ebenso darüber, wie man eine Geschichte präzise erzählt.

Miller hörte jahrzehntelang Katchés einzigartigen rhythmisch-koloristischen Touch im
Ohr, während Fiszman in der aktuellen Live-Gruppe des Gitarristen spielt. Das intuitive
Spielverständnis zwischen Schlagzeug und Bass wird hier durch den Austausch in
“Ombu” unterstrichen, einem Track, der nach einem Baum in Argentinien mit großen
Wurzeln benannt ist. Dagegen entdeckte Miller erst vor kurzem Santiago Arias, dem er in Buenos Aires begegnete. “Ich war auf Tour dort und ging an einem freien Abend aus, um mir einen Jam mit einigen lokalen Spitzenmusikern anzusehen. Sie alle haben auf diesen jungen
Bandoneonspieler hingewiesen. Als ich dann das Spiel von Santiago miterlebte – diese
akustische, aber nicht-tango-artige argentinische Folkmusik, gemischt mit europäischen
Einflüssen – fühlte ich sofort einen Funken überspringen. Ich habe die Musik von
„Absinthe“ mit dem Timbre seines Instruments und seinem Raumgefühl im Kopf geschrieben.”

Arias’ Bandoneon spielt auf dem gesamten Album eine wichtige Rolle, sei es
atmosphärisch in Stücken wie dem schattenhaften “Ténèbres” oder als solistische
Stimme in “Saint Vincent”. Der Titel des letztgenannten Songs bezieht sich nicht auf Van
Gogh, sondern auf den verstorbenen kamerunischen Gitarristen Vincent Nguini, einen
langjährigen Mitmusiker von Paul Simon und eine Art Mentor für Miller. “Vincent hatte
ein so besonderes Zeitgefühl, über das Schlagzeuger gerne reden”, sagt er. “Mit seinem
einzigartigen Timing konnte man anhand nur weniger Noten hören, dass er es war.”

Der Titeltrack von „Absinthe“ beginnt mit Millers charakteristischem Nylonsaiten-Finger-
Picking auf seiner japanischen Kleinkörpergitarre in einer “handwerklichen Präzision” wie
sie nur ihm zu Eigen ist, wie die Irish Times es ausdrückte. Nach zwei Minuten
melodischer Entwicklung mit Gitarre und Bandoneon setzt Katchés Beat druckvoll ein,
verstärkt durch Fiszmans tiefen Bass. Das Stück nimmt sofort das Drama einer
Geschichte auf, wobei Lindups Synthesizer-Linie subtil wie ein Gespenst durch das
Arrangement surrt und der Erzählung etwas Jenseitiges hinzufügt. “Ich wollte, dass der
Synthesizer ein störendes Element darstellt, wie z.B. eine durch Absinth hervorgerufene
Benommenheit”, erklärt Miller. “Ich kenne Mike seit Jahren und vertraue implizit darauf,
was er in meine Musik einbringen kann, sei es ein Hauch von unkonventionellem oder
fließendem Klavier, wie bei ‚Etude‘ und ‘Verveine‘. Das letzte Lied ist übrigens nach einer
Art Kräutertee benannt, den sie besonders in Frankreich trinken und den ich sehr gerne
mag. Es ist angeblich gut gegen Kater, also schätze ich, dass die alten Maler es als
beruhigendes Gegenmittel nach den durch den Absinth-Genuss ausgelösten Visionen benutzt haben könnten.”