David Orlowsky Trio – Nessiah

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David Orlowsky Trio – Nessiah

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(Sony Classical, VÖ: 17.10.08)
“NESSIAH” – einen passenderen Albumtitel hätte man wohl kaum finden können, begibt sich das David Orlowsky Trio – musikalisch gesprochen – doch tatsächlich auf eine “Reise” (so die Ãœbersetzung aus dem Hebräischen). Und die führt die Musiker aus Deutschland in so viele unterschiedliche Stilgebiete wie nie zuvor. Ausgangspunkt bleibt auch diesmal Klezmer. Die Folkloreform, die im 15. Jahrhundert in den jüdischen Gemeinden Osteuropas entstand und traditionell bei Festivitäten wie Hochzeiten und Erntefeiern aufgespielt wurde, bildet den sicheren Hafen, von dem aus sich Orlowsky und seine beiden Gefährten auf den Weg zu einer eigenen Klangsprache machen. Ihre Route führt durch Klassikgefilde, die Wanderer zwischen den Welten besuchen die Balkanregion und nehmen von dort typische Sound-Souvenirs mit, sie schauen zwischendurch beim Blues und der Balalaika-Volksmusik Vorbei, brechen des Öfteren ins Jazz-Terrain auf und machen einen Abstecher ins Flamenco-Feld. eine wahrlich abwechslungsreiche Rundfahrt! Wie gesagt: Klezmer bleibt der rite Faden, der alles zusammenhält. Doch es wäre zu kurz gegriffen, wollte man “Nessiah” darauf beschränken. Die Grenzgänger zeigen sich offen für Anregungen aus allen möglichen Genres, deswege ist es nur folgerichtig, wenn sie für ihre ureigene Klangmischung den Begriff “Chamber.World.Music” prägen. Er fasst anschaulich die Vielzahl von Einflüssen zusammen, die hier verarbeitet werden.

Bereits auf dem hochgelobten Vorgängeralbum “Noema” präsentierten sich David Orlowsky, Florian Dohrmann und Jens-Uwe Popp als unzertrennliche Einheit, in der Zwischenzeit sind die drei unüberhörbar noch enger zusammengewachsen. Sie verstehen sich sozusagen blind, werfen einander die Spielbälle zu und reagieren im Zusammenspiel blitzschnell auf jedes Ereignis. Im Interview betont David Orlowsky denn auch, dass sich jeder auf den anderen verlassen kann, weil er dessen Stärken kennt. Das Triumvirat klang noch nie so fetzig wie hier. In der Interaktion werden virtuose Instrumentalparts raffiniert verzahnt, selbst schwierigste Passagen, fremdartige Tonskalen und vertrackte ungeradzahlige Taktmetren meistern die Künstler scheinbar mühelos.

Die Absolventen von Instrumentenstudiengängen können in dem Zusammenhang auf ihr jahrelanges Training zurückgreifen, sie sind allesamt geschulte Meister ihres Fachs. Aus dem Bundeswettbewerb “Jugend musiziert” ging Orlowsky mehrfach als Sieger hervor, später studierte er Klarinette an der Folkwang-Hochschule in Essen und der renommierten Manhattan School of Music. Florian Dohrmanns Werdegang ist kaum weniger beachtlich. Der Kontrabassist belegte das Fach “Jazz” an der Musikhochschule Stuttgart und holte sich schließlich bei Dieter Ilg (Randy Brecker, Charlie Mariano) und Renger Woelderink (Stuttgarter Kammerorchester) den Feinschliff. Jens-Uwe Popp zuguterletzt schrieb sich in Hamburg als Gitarrenstudent ein und kann bereits Engagements von namhaften Leuten wie Ulrich Tukur und dem russischen Akkordeon-Meastro Efim Jourist vorweisen.

Im Trioverbund haben Orlowsky, Dohrmann und Popp in letzter Zeit ebenfalls eine Menge erreicht. Sie lösten mit ihren CD-Veröffentlichungen ausnahmslos positive Kritikerreaktionen aus, gastierten regelmäßig in ausverkauften Sälen und vergrößerten ihre Fanschar Jahr um Jahr. Weiterer Beleg für ihre erfolgreiche Arbeit ist der ECHO 2008 in der Kategorie “Klassik ohne Grenzen”.

Fürs aktuelle Album “Nessiah” hat sich die Gruppe jetzt mit Avi Avital zusammengetan. Der preisgekrönte Mandolinenstar aus Israel, der sich das Motto “everything you never dreamt a mandolin can do” auf seine Fahnen geschrieben hat, passt hervorragend ins Klangkonzept seiner deutschen Kollegen. Wie sie pflegt er einen unbefangenen Umgang mit der Tradition, mit seinen atemberaubenden Kunstgriffen fügt er sich nahtlos in den Sound des David Orlowsky Trios ein. Das Resultat ist Weltkammermusik vom Allerfeinsten!