Christopher Cross – Secret Ladder

Home » Allgemein » Christopher Cross – Secret Ladder

Christopher Cross – Secret Ladder

Posted on

Christopher Cross_Secret Ladder_cover_high res (earMUSIC, VÖ: 12.09.2014)

Christopher Cross schrieb bereits Geschichte – und das schon im Jahr 1980. Sein selbstbetiteltes Debüt-Album gewann gleich fünf Grammys, darunter – und das zum allerersten Mal überhaupt – vier der wichtigsten Awards: CD des Jahres (für die Singleauskopplung „Sailing”), Album des Jahres, Song des Jahres (auch für „Sailing”) und Bester Neuer Künstler.

Jetzt, mehr als dreißig Jahre nach seinem unvergleichlichen Eintritt in die Musiklandschaft, setzt Cross noch einmal einen drauf und führt seine Karriere mit seinem neuen Album fort. „Secret Ladder“ ruft Erinnerungen an die Kunstfertigkeit großer Singer-Songwriter wie Joni Mitchell und Randy Newman wach, während gleichzeitig gegenwärtige Probleme ohne Zögern angesprochen werden – eine Kombination, die seine loyale Fanbase erfreuen wird.

Und tatsächlich – die 13 Tracks, die zum Großteil mit seinem langjährigen Kollegen Rob Meurer geschrieben wurden, führen die bereits mit dem vorangegangen Album „Doctor Faith“ (2011) begonnene Auseinandersetzung mit ernsteren Themen fort. „Meine Leidenschaft und Hingabe zur Musik ist kein bisschen weniger geworden. Und ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich jetzt ernste Themen aufgreife“, sagt Cross, der ursprünglich aus San Antonio kommt und jetzt, nach Jahrzenten in Süd-Kalifornien, in Austin lebt.

„Natürlich bin ich tief in meinem Herzen immer noch ein Romantiker”, fügt Cross hinzu, dessen Klassiker – darunter „Ride Like the Wind” und der Oscar-Song „Arthur’s Theme (Best That You Can Do)” aus dem Film mit Liza Minelli und Dudley Moore – immer noch Dauerbrenner im Radio sind.

Diese romantische Seite zeigt sich auch ganz deutlich auf „Secret Ladder“ in Songs wie „Simple”, in welchem er der Liebe und Gelassenheit eine melodiöse Sinnhaftigkeit entlockt, die auch schon „Sailing” unvergleichbar machte. Doch schon beim ersten Song des Albums beweist er zusätzlich zu seinem magischen und melodiösen Touch einen weiteren klaren Fokus.

„Das bluesige ‚Reverend Blowhard‘ ist ein ziemlich unverblümter Kommentar zu Fernsehpredigern im Allgemeinen“, sagt Cross. Seinen Albumopener, der Einflüsse von Newman, Steely Dans Donald Fagen und Walter Becker aufweist, „die mein ganzes Leben lang einen starken Einfluss auf die Songs hatten, die Rob und ich schreiben“, versieht er mit stechendem Zynismus.

Und es gibt noch andere äußerst kritische Songs auf „Secret Ladder“, insbesondere „Got To Be a Better Way” – hier bekommt ein Mann sein Fett weg, der „in seiner Welt aus Kohlenhydraten und TV dahin siecht,“ während er für seine Mitmenschen keinerlei Mitgefühl empfindet – und „Island of Anger.“
„Wir schauen auf unser Leben zurück und sehen den Idealismus, den wir als Kinder mal empfunden haben, ganz deutlich vor uns“, reflektiert Cross. „Und dann schaut man sich an, wie sich die Dinge entwickelt haben und bemerkt, wie viele Menschen desillusioniert und gelähmt vor lauter Empörung darüber sind.“

Trotzdem bleibt Cross ein spiritueller, wenn nicht sogar religiöser Künstler und der Titel „Secret Ladder“ manifestiert genau das. Die konzeptionelle Gestaltung des Covers – kreiert von der Fotografin/Designerin Sandrine Lee – hat mit seiner Abbildung eines Menschen, der das von Wolken umgebene Griffbrett einer Akustikgitarre hinaufklettert, große Ähnlichkeit mit einem Magritte-Kunstwerk. Gleichzeitig beruft sich das Bild auf Joni Mitchells Songzeile aus „For the Roses” – „And pour your simple sorrow / To the sound hole and your knee”.

„All meine Songs werden von mir mit meiner Gitarre geschrieben. Das ist auch genau die Art und Weise, wie ich meine Spiritualität verwirklichen kann“, sagt Cross. „Musik ist die Quelle, der Ursprung. Die Menschen, die aus dem Schallloch auf dem Cover heraus geklettert kommen, besteigen die Leiter zur nächsthöheren Ebene.“

Cross merkt an, dass „I Don’t See it Your Way” auf „Secret Ladder” ein von Joni Mitchell beeinflusster Track ist. „Ihr widmete ich mein letztes Album”, sagt Cross. „Sie ist und bleibt mein größter musikalischer Einfluss. Für mich und Rob ist sie eine Heldin. Der Song handelt vom Ende einer Beziehung und wir haben versucht, ihn sehr in Jonis Stil zu schreiben und damit ein ähnliches Gefühl zu vermitteln.“

Wie immer schart Cross auch dieses Mal wieder die besten Musiker um sich, darunter den Bassisten Will Lee (von Fab Faux und Late Night with David Letterman), den Schlagzeuger Keith Carlock (Steely Dan und Toto), den Gitarristen Eric Johnson, den Saxophonisten David Mann und die Sänger Michael McDonald und Jeff Foskett (Musikalischer Direktor von Brian Wilson).

„Eric und Michael sind normalerweise auf jeder Platte vertreten, die ich mache”, sagt Cross. McDonalds beispielsweise schließt sich Cross bei der ergreifenden und motivierenden Hymne „Light the World”, die zudem einen afrikanischen Refrain auf Suaheli enthält, auf gesanglicher Ebene an.

„Ich bin mit meinen Kindern schon nach Südafrika gereist, meine Tochter war Jugend-AIDS-Botschafterin”, erklärt Cross. „Sie half dabei, die Bewohner eines Dorfes in Tansania zu testen und verbrachte noch eine weitere Woche in Kenia. Die Menschen, die ich dort kennenlernte, berührten mich sehr. Ich schrieb einen Song mit Stephen Bay, der ein sehr enger Freund und ein wunderbarer Wegbegleiter ist. Er hat schon früh in seiner Karriere mit Madonna zusammengearbeitet und komponierte Musik für Die Farbe Lila am Broadway. Für den Refrain auf Suaheli haben wir uns die Hilfe des Übersetzers dazu geholt, den wir auch in Afrika dabei hatten und der Leiter der Afrikastudien an der UC LA war. Das ganze gibt dem Song wirklich eine ganz magische Komponente. Man hat das Gefühl, als wüsste man, was da gesungen wird – auch wenn das natürlich nicht der Fall ist.“

„The Times I Needed You” enthält einen Vocal-Refrain, der von Meurer arrangiert ist und ganz absichtlich Erinnerungen an die Beach Boys hervorruft. „Im Grunde ist es ein Tribute“, sagt Cross. „Der Schreibstil von Brian Wilson hatte einen ziemlich großen Einfluss auf mich und Carl Wilson hat in meiner Jugend meinen Gesang sehr stark beeinfluss. Jahre später entwickelte sich dann eine sehr enge Freundschaft. Carl sang auf meinem zweiten Album (‚Another Page‘, 1983), wir sind viel gemeinsam rumgetourt, haben gemeinsam Backing Vocals für andere Künstler eingesungen. Er hat immer gesagt ‚Wir ergeben einen tollen Klang‘ – das habe ich immer sehr geschätzt.“

Obwohl Cross als bekennender Pazifist gilt, ist er ein großer Unterstützer der Personen, die dem Militär dienen. „Secret Ladder“ beinhaltet den später noch hinzugefügten Track „We Will Remember You” als ein Zeichen dafür, den Einsatz eben derjenigen zu honorieren.

„Mein Vater war Militärarzt, mein Bruder Krankenpfleger”, sagt er. „Ich finde, dass gerade zurückkehrenden Ärzten und denjenigen, die so unglaublich viel geopfert haben, Anerkennung gezollt werden muss – und dass sie es verdienen, niemals vergessen zu werden. Der Song selbst ist weder ein Pro- noch ein Anti-Kriegssong. Der Kinderchor verstärkt diese Message noch zusätzlich. Wir haben ihn zwar erst aufgenommen, als das Album eigentlich schon komplett fertig war, aber ich wollte ihn unbedingt noch drauf haben.“

Seine eigenen Kinder beeinflussten den Track „Wonderland” – eine verträumte, lyrische Aufnahme, die durch Johnsons rockigen Gitarren-Sound noch zusätzlich belebt wird. „Der Song beschreibt im Grunde, wie die Dinge liegen, also eine ganz bestimmte Art das Leben zu betrachten“, sagt Cross. „Und er handelt davon, wie sehr wir uns eine gute Zukunft für unsere Kinder wünschen. Gleichzeitig ist es jedoch immens schwierig, dabei nicht frustriert oder zynisch zu werden.“

„Secret Ladder“ schließt mit dem liebevollen, opulent orchestrierten „A Letter to My Children” „Das ist ein ganz persönlicher Song“, sagt Cross. „Ich wollte damit ein Statement für meine Kinder hinterlassen, das gleichzeitig das großartige Wunder ihrer Geburt sowie meine tiefen Gefühle für sie – jetzt, wo sie erwachsen sind – ausdrückt.“

Die folgende Strophe von „A Letter” bringt eindrucksvoll auf den Punkt, wofür „Secret Ladder“ in seiner Gänze steht:

Now you’re young men and women of the world
Fly the winds of kindness
Let your wings unfurl
I wish you peace
And that sad times turn to pearls.

www.christophercross.com