Barbara Lahr – Six String Call

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Barbara Lahr – Six String Call

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barbara_lahr (SKIP Records, VÖ: 30.03.2012)
Barbara Lahr als Singer/Songwriterin einzuordnen, wäre eine immense Untertreibung, denn die in der Nähe von Mannheim beheimatete Sängerin hat weitaus mehr zu bieten, als man gemeinhin unter diesem Genres subsumiert.
Wer mit so unterschiedlichen Projekten wie „Guru Guru“ und „Sanfte Liebe“ in Erscheinung getreten ist, Filme für ARTE macht oder mit dem „No Tone Orchester“ Autoreifen schräge Töne entlockt, orientiert sich nicht an herkömmlichen musikalischen Konventionen. Ihr eigenständiger Weg wurde registriert, 1989 erhielt Barbara Lahr den Deutschen Rockpreis, im Jahr darauf den Studiopreis des WDR und spätestens als Front-Sängerin von De-Phazz 1997 (die Single „Good Boy“ schaffte es sogar , bei VIVA und MTV zu rotieren) wurde sie auch einem breiteren Publikum bekannt. Es folgten weitere De-Phazz – Alben und 1998 mit „Lyrical Amusement“, 2001 mit „Rainbow Line“ und schließlich 2007 mit „Undo Undo“ drei ebenso eigenständige wie bemerkenswerte Alben unter eigenem Namen.

Nach jahrelangen elektronischen Sampleausflügen wendet sie sich jetzt einem reduzierten, aber dabei sehr atmosphärischem Klangkosmos zu, „Six String Call“ wurde in Trio-Besetzung durchweg live im Studio eingespielt. Reduziert auf die glasklaren Strukturen von Barbara Lahrs Songs bekommt jeder einzelne Ton und jeder Sound eine Bedeutung ähnlich wie in einer klassischen Komposition. Und doch sind die Stücke dieser CD wunderbarerweise auch aus einer einzigen, zum Teil improvisierten Session entstanden. Hilfe bekam sie dabei einerseits von Schlagzeuger Erwin Ditzner, der die ganze Session bemerkenswerter Weise nur mit Besen spielte, also ohne Holz und damit den fragilen, sensiblen Sound und die überaus ruhige Stimmung der Songs unterstreicht. Andererseits an verschiedenen Gitarren und Banjo von Bernhard Sperrfechter, der ihr seit einiger Zeit bereits erfolgreicher Duopartner war. Barbara Lahr selbst griff wieder zum Bass und so war ein neues Trio geboren, das mit federnder Leichtigkeit durchs Repertoire wandelt, das sich Schubladen weitestgehend entzieht, aber durchaus als anspruchsvolle Version moderner Singer / Songwriter-Ästhetik zu verstehen ist.
Überzeugend reflektiert Barbara Lahr dabei in teilweise eigenen Texten über das Leben – ihr Leben – in feinsinnigen Gedanken, die sich mit Nähe und Verlust, Lust am Leben, den kleinen Fluchten und großen Entscheidungen auseinandersetzen. Dabei bewegt sie sich ähnlich wie auf dem Vorgängeralbum „Undo Undo“ in einer musikalischen Welt, der man gerne zuhört, die laute Töne weitestgehend ausspart, die Persönlichkeit und Sinnlichkeit ausstrahlen. Mit Songs wie „Jackboot Angel“, „Sorrow“ oder „Sometimes“ arrangierte sie dabei auch eine Reihe von bereits existieren Stücken im aktuellen Gewand und stellt damit gleichzeitig unter Beweis, dass ihre Kompositionen durchaus für Zeitlosigkeit und Klasse stehen. Die Komposition Waltzes & Tangos erscheint ebenfalls in einem Remix auf dem neuen De-Phazz Album „Audio Elastique“ (VÖ: Juni 2012). An ausgewählten gemeinsamen Live-Auftritten im Herbst 2012 wird derzeit gearbeitet.