Peter Kater & Dominic Miller – In A Dream

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Peter Kater & Dominic Miller – In A Dream

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(Q-rious Music, VÖ: 05.06.09). Peter Kater bewundert seit vielen Jahren das Saitenspiel von Dominic Miller und träumte schon länger davon, einmal mit dem Hausgitarristen von Sting zusammenzuarbeiten. Die Gelegenheit dazu bot sich, als Kater vor einiger Zeit eine Filmmusik produzierte und dafür einen richtig guten Gitarristen benötigte. Kurzerhand rief er Miller an und lud ihn zu sich an die amerikanische Westküste ein. Wider Erwarten war einer der vielbeschäftigtsten Musiker gerade frei und willigte tatsächlich ein. Er flog nach Los Angeles zur gemeinsamen Studiosession, wo die beiden dann schnell feststellten, wie gut sie miteinander können. Aus der fruchtbaren Kooperation erwuchs schon bald die Idee eines gemeinsamen Albums. Einige Monate später war es soweit. In nur einer Woche wurden im Studio im Orange County sämtliche Stücke von “In A Dream” komponiert, arrangiert und an der Akustikgitarre (Miller) bzw. am Steinway-Flügel (Kater) eingespielt.

Da haben zwei zueinander gefunden, die sich sozusagen blind verstehen. Peter Kater und Dominic Miller wirken auf der vorliegenden Instrumental-CD mitunter wie eineiige Zwillinge, sie ergänzen sich perfekt, reagieren auf kleinste Nuancen ihres Gegenübers, werfen sich in schönster Eintracht die Spielbälle zu und verzahnen ihre Instrumentalparts wie Räder eines Uhrwerks. Als die beiden im Vorfeld die künstlerische Ausrichtung des Albums diskutierten, waren sie sich schnell einig, dass alles ruhig und intim gehalten werden sollte. Deswegen beschränkten sie sich auf akustische Tonerzeuger und fügten meditative New-Age-Melodien, atmosphärische Klangmalereien (“Close To You”), Softpop-Sounds, Kammermusikalisches (“And We Danced”), Volksliedhaftes (“Folk Story”) und angejazzte Improvisationen zur besänftigenden “Contemporary Instrumental Music” zusammen. Es entstanden Relaxklänge, die einen wohltuenden Ausgleich zum hektischen Alltag unserer umtriebigen Welt bilden.

Peter Kater hat in den letzten 25 Jahren immer wieder bewiesen, dass er von der Macht der Stille etwas versteht. Bereits fünfmal wurde der Multi-Platin-Künstler für den Grammy der Sparte ‚New Age’ nominiert. Kenny Loggins, der Kater 1998 als Keyboarder und Toningenieur für seinen Longplay “December” anheuerte, schwärmte: “Kein anderer Instrumentalist kann Romantik und Frieden so gut ausdrücken wie er.” In der Oakland Tribune stand in einer CD-Rezension zu lesen: “So leise diese Musik auch daherkommt, sie zwingt einen zuzuhören und bewegt einen mit ihrer Schönheit.” Und Neale Donald Walsch, Autor des Bestsellers “Conversations with God”, schließlich schrieb über die friedlich-besinnliche Klangwelt des Kaliforniers: “Wenn Sie etwas wahrhaft Erhebendes erleben wollen, sollten sie die Magie und Musik von Peter Kater kennen lernen. Sobald Sie einmal gehört haben, was sein Geist, sein Herz, seine Seele und seine Finger einem Keyboard entlocken können, wird ihnen alles andere schal vorkommen.”

Geboren ist Peter Kater übrigens in Deutschland, daher auch der vertraut tönende Name. Als er vier Jahre alt war, zog seine Familie von München nach New Jersey, mit sieben erhielt er dort den ersten Klavierunterricht. Seine Profikarriere startete der Immigrant 1983 mit dem Piano-Solodebüt “Spirit”, das ihn auf Anhieb in die erste Liga des seinerzeit noch jungen Genres New Age hievte. 1990 brach er auf “Natives” gemeinsam mit Flötist R. Carlos Nakai eine Lanze für die Musik der amerikanischen Ureinwohner, seit 1997 beschäftigt er sich verstärkt mit der heilenden Wirkung von Musik. “Essence”, “Compassion”, “Ambrosia”, “Walk In Beauty” und “Cloud Hands” (allesamt Alben der Healing Series) werden inzwischen überall in den USA in Heilberufen zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Ganz nebenbei hat Kater im vergangenen Vierteljahrhundert auch noch die Musik zu über einhundert Fernsehsendungen und Filmen verfasst, so sind seine Kompositionen etwa im Discovery Channel und im Disney Channel, in “Good Morning America” und “Entertainment Tonight” gelaufen. Die Soundtracks zur 13-stündigen TV-Serie “How The West Was Won”, dem Kinofilm “10 Questions For The Dalai Lama” sowie der Computeranimation “The Legend Of Secret Pass” (unlängst mit 70-Mann-Orchester und riesigem Chor eingespielt) stammen ebenfalls von ihm. Und als wäre das nicht genug, weist Peter Katers Biographie darüber hinaus noch Auftragswerke für Broadway-Produktionen mit John Malkovich, Jon Voight, Ethan Hawke, Laura Linney und Christopher Reeve auf.

Dominic Millers Vita liest sich nicht weniger eindrucksvoll. Der in Buenos Aires geborene Sohn eines Amerikaners und einer Irin studierte Gitarre an Bostons renommiertem Berklee College und an Londons Guildhall School Of Music, gab mehrere Soloalben heraus und ist seit den späten 1980ern zudem einer der weltweit gefragtesten Sessionmusiker. Die Liste seiner Engagements sprengt jeden Rahmen, deswegen seien hier nur stellvertretend die Kollaborationen mit Phil Collins (“… But Seriously”), The Chieftains (“Long Black Veil”), Eddi Reader (“Mirmama”), Manu Dibango (“Wakafrika”), Paul Young, Bryan Adams, Luciano Pavarotti, Peter Gabriel, Pat Metheny, Tina Turner (“Wildest Dreams”), The Pretenders, Boyzone und den Backstreet Boys genannt. Seit “The Soul Cages” aus dem Jahre 1991 war Miller des Weiteren an jedem Album von Sting beteiligt, er stand in über eintausend Konzerten mit dem ehemaligen “Polizisten” auf der Bühne und erdachte mit ihm Hitsongs wie “Shape Of My Heart” (neben Stings Urfassung auch in Bearbeitungen von Craig David und den Sugababes erfolgreich) oder „La Belle Dame sans regrets“.

Die Musikstücke, die Peter Kater und Dominic Miller nun gemeinsam erschaffen haben, erscheinen auf “In A Dream” genau in der Reihenfolge, in der sie im Studio aufgezeichnet wurden. Als sie dem Album den Feinschliff verpassten, probierten die beiden zwar mehrfach andere Sequenzen aus, kehrten am Ende aber immer wieder zum chronologischen Tracklisting zurück, weil es sich am natürlichsten, am schlüssigsten anfühlte. Sie gestatteten sich nur insofern eine Abweichung von der ursprünglichen Abfolge, als sie nachträglich zwei befreundete Musiker baten, noch etwas hinzuzufügen: Kenny Loggins steuerte in einem Studio in Santa Barbara via Overdubverfahren zusätzliche Sound-Spuren bei, Jaques Morelenbaum machte das Gleiche in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro.

Nebenbei bemerkt, nach solch prominenten Gästen würde sich wohl jeder die Finger lecken. Kenny Loggins etwa ist ja schon seit dreieinhalb Dekaden eine feste Größe im US-Showbiz. Zunächst machte er sich als eine Hälfte des Duos Loggins and Messina einen Namen, ab 1977 war er dann im Alleingang regelmäßig Gast in den Charts. Softrock-Hits wie “I Believe In Love”, “Whenever I Call You Friend” (featuring Stevie Nicks), “Footloose” (aus dem gleichnamigen Kinoknüller), “Danger Zone” (“Top Gun”) und “What A Fool Believes” (im Team mit Michael McDonald verfasst) sind bis heute unvergessen. Fürs vorliegende Album “In A Dream” nahm Loggins betont weiche Vokalparts auf. Er sang diesmal keine Songtexte, sondern nutzte seine Stimme wie ein weiteres Instrument, türmte nach und nach Schichten von Gesang übereinander, bis ein flauschiger Chorteppich zustandekam.

Jaques Morelenbaum wirkte bekanntermaßen an Grammy-prämierten Klassikern von Tom Jobim und Caetano Veloso mit, er zeichnete für Soundtracks (“Central do Brasil”, “Orfeu do Carnaval”) verantwortlich und veredelte mit seinem Cellospiel Werke von Egberto Gismonti, Ryuichi Sakamoto, Césaria Évora, Mariza, Madredeus, Marisa Monte und Ivan Lins. Außerdem war der Spross eines Dirigenten und einer Klavierlehrerin an der Sting-DVD “All This Time” beteiligt. Für “In A Dream” spielte er klassizistisch anmutende Passagen ein, mit dem Bogen seines Cellos strich er zarte Tonfolgen, die bestens zum introspektiven Sound von Kater und Miller passen.

In einer Zeit der Unrast, in der viele Menschen vom permanenten Termindruck, dem Lärm der Großstädte und der Kurzatmigkeit moderner Medien schier erdrückt werden, sind sachte fließende Sounds wie die von Peter Kater und Dominic Miller besonders willkommen. Mit ihrer entspannt dargebotenen Musik entfalten sie beim Hörer eine beruhigende, ja lindernde Wirkung. “In A Dream” – das ist Hörbalsam für stressgeplagte Ohren!