Was passiert, wenn eine Sängerin und Multiinstrumentalistin aus der Heimat des Savoir Vivre mit einem männlichen Ebenbild aus dem “glücklichsten Land der Welt” (World Happiness Report 2015) zusammenkommt? Da sollte doch eine ganz schön große Portion Endorphine auf die Hörer ausgeschüttet werden, oder? Bei Sophie Burande und Léonard Gogniat ist das in der Tat der Fall. Das Duo, das vom Schweizer Jura aus kräftig die Neochanson-Szene aufmischt, hat sein neues, drittes Werk deshalb auch ganz selbstbewusst L’Euphorie genannt.

Tourdaten

Fr 29 Jul 2016 Bardentreffen, Nürnberg
Fr 02 Sep 2016 Kunstflecken, Neumünster
Fr 23 Sep 2016 Speicher, Bad Homburg
Mi 05 Okt 2016 Privatclub, Berlin
Do 06 Okt 2016 Nochtspeicher, Hamburg
Fr 07 Okt 2016 Hasenburg, Lüneburg
Sa 08 Okt 2016 Kniestedter Kirche, Salzgitter
Di 11 Okt 2016 Hot Jazz Club, Münster
Mi 12 Okt 2016 Kulturcafé Lichtung, Köln
Do 13 Okt 2016 Textilmuseum, Helmbrechts

Lauscht man den griechischen Wortwurzeln nach, dann gelangt man allerdings nicht nur zur “Hochstimmung”. Wörtlich übersetzt heißt “euphoria” nämlich “Fruchtbarkeit” oder “Produktivität”. Und die trifft auf diese beiden zu, seit sie sich ganz zufällig getroffen haben. Hinter Carrousel versteckt sich ja nicht nur eine Musikhistorie, sondern zugleich eine schöne Liebesgeschichte. Die beginnt in einem Café in Südfrankreich: Gogniat sitzt dort mit seinem Akkordeon und ein paar Freunden, als von irgendwo her plötzlich ein anderer Tastenwirbel auf sein Ohr trifft. Dem folgt er, und er sieht auf einer gegenüberliegenden Terrasse die bildhübsche Burande mit ihrem Instrument. Bei beiden ist es Liebe auf den ersten Blick. Oder sollte man sagen: auf den ersten Klang?

Schnell stellen sie fest, wie wunderbar ihrer beider musikalischen Vorlieben sich zu großartigen Songs zusammenfügen lassen. Diese Erkenntnis resultiert bereits 2010 im Album Tandem, gefolgt von En Équilibre (2012) – beide Scheiben reihen sich mit spielfreudiger Originalität in jene Neo Chanson-Bewegung, die seit einigen Jahren en vogue ist. Die mit Zaz, Brigitte, Fredda und Coralie Clément einen leichtfüßigen Retro-Touch besitzt und oft von frecher Weiblichkeit getragen wird. Nur, dass die Klänge von Carrousel eben nicht auf dem Montmartre oder an der Côte d’Azur fabriziert werden. Nein, diese reizende Frankophonie kommt mitten aus dem helvetischen Jura.

Nach großem Popularitätsschub sowohl in der welschen wie auch deutschen Schweiz, Auftritten beim Paléo, am Montreux Jazz Festival und über 450 weiteren Daten, nimmt Carrousel nach kurzem Stopp nun erneut Fahrt auf. Das dritte Werk entsteht unter kreativer Betreuung von Jean-Louis Piérot, der in Frankreich für die ganz Großen wie Bashung oder Étienne Daho am Mischpult wirkte. Der schöpferische Prozess formt sich dabei über mehrere Etappen heraus: In der Provence, in Amsterdam und der Auvergne, Burandes ursprünglicher Heimat, kristallisieren sich Texte und Musik heraus, die dann schließlich im chansonesken Epizentrum Paris eingespielt werden. Dafür stehen den beiden feine Handwerker aus der Szene der Hauptstadt zur Verfügung, die Piérot mit Bedacht zusammenstellt, genau wie er die famosen Arrangements ersinnt, die sich noch ausgearbeiteter zeigen als auf den beiden Erstwerken. “Wir wollten nochmal quasi bei Null anfangen, um unsere Frische zu bewahren”, sagt Sophie.

Diese Frische, man fühlt sie unmittelbar schon im Opener – und zugleich der Singleauskopplung “Eva” – mit seinem prägnantem Melodika-Riff und der Twang-Gitarre. Dieses Lied porträtiert eine turbulente, selbstbewusste, ins Leben verliebte Persönlichkeit, so etwas wie die Patin für den “euphorischen” Zyklus der 13 Songs. Weiter geht es mit dem federleichten “Reviendra”, Besenschlagzeug und kreisende Akkordeonlinien tragen dieses Chanson. Ukulele und Glockenspiel begleiten die Hörer in “Dans Le Prochain Express”, und mit “Faire Face À L’Horizon” und “Le Virage” haben die beiden zwei gelungene Balladen im Gepäck, die neue Pianoqualitäten in ihren Sound einbringen. Eine Ãœberraschung birgt “Sur Un Volcan” mit seinen tangoartigen Anleihen, die sich bald ins Rockige lösen.

Piérots Arrangements betten in einen Sound, der von Weite und Unterwegssein kündet, raffinierte Hammondsounds, Banjo und elektrische Gitarren ein. Stets aber leben die feinen Songminiaturen vor allem vom Duo- oder Wechselgesang von Sophie und Léonard – man spürt, dass sich diese zwei sehr gut verstehen, wenn sich ihre Stimmen umschmeicheln. Was uns nochmals zur Euphorie bringt: “Dieses extreme Gefühl begleitet uns von Beginn an”, fasst Sophie Burande zusammen. “Die Musik ist berauschend, dann beruhigt sie sich wieder, und dann führt sie uns noch höher hinaus. Wir hätten diese Platte auch ‘Achterbahn’ nennen können. Für dieses Gefühl spielen wir, für diesen Traum.”

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