IriS Romen – Vintage Gal Hour

Home » Allgemein » IriS Romen – Vintage Gal Hour

IriS Romen – Vintage Gal Hour

Posted on

Iris Romen Vitage Gal Hour Cover (Chet Records / Kosmo Music,
VÖ: 12.04.2013)
Geht man nach dem Coverfoto, dann könnte es sich bei “Vintage Gal Hour” durchaus auch um ein Album aus den Golden Fifties handeln. Klassisch geschnittenes Kleid, Bauchschleife und Haarband, der Blick verträumt in die Ferne gerichtet – so präsentiert sich IriS Romen auf der Hülle ihres Solodebüts. Die abgebildete Pose im Retrolook verweist stilsicher auf die Klangwelt, die uns hinter der CD-Verpackung erwartet, und die wirkt mit ihrem Rückgriff auf Musikarten früherer Dekaden zunächst ebenfalls wie aus der Zeit gefallen.

Passt IriS Romen mit ihren Bezügen zum Vintage-Sound vergangener Epochen überhaupt in die Gegenwart? Natürlich, und wie! Denn seien wir mal ehrlich, geht’s uns nicht allen zunehmend wie der sympathischen Wahlberlinerin? Spricht sie nicht unser aller Sehnsucht nach dem Gestern und dessen unbestreitbaren Vorzügen an? Na klar doch! In einer Zeit der voll digitalisierten Technikhörigkeit und Gefühlskälte trifft sie mit ihren wahrhaftigen, handgemachten Songs voll ins Schwarze. Denn die nach der Herzenswärme alter Vinylscheiben klingende Musik der gebürtigen Holländerin stillt den derzeit überall zu beobachtenden Hunger nach echten Emotionen und ist somit hochaktuell.
Was IriS Romen da mit Produzent Johnny Bluth (Johnny Trouble Trio) und befreundeten Musikern aus Berlin über einen Zeitraum von fast zwei Jahren mit altem Analog-Equipment eingespielt hat, verrät profunde Kenntnisse der 50er und 60er Jahre. Wir hören Old-Time-Country in der Stilnähe von Kitty Wells (“You Stole My Heart”) und Loretta Lynn (“Growing Pains”), werden höchst vergnüglich mit nostalgisch Angejazztem unterhalten (“I Found You In Fall”), dürfen uns auf Saiten-Sounds à la Hank Marvin von den Shadows freuen (“Tabou”) und treffen auf Twanggitarren, wie wir sie aus alten Spaghetti-Western kennen (“Dance With Me”). Das Schöne ist nun, dass IriS Romen die Einflüsse ihrer großen Idole nie nur nachbetet, sie erschafft sie vielmehr in deren Geiste vollkommen neu. Trotz vieler Zitate und Querverweise ist “Vintage Gal Hour” ganz und gar IriS Romen. Sie hat alle Titel ihres Alleingangs selbst verfasst und ist mit einer wunderbar natürlichen, unverwechselbaren Stimme gesegnet, die Vergleiche mit Stars der Vergangenheit ohnehin hinfällig macht.
Dass insbesondere die Musik aus der Mitte des 20. Jahrhunderts in ihrem Herzen etwas zum Klingen bringt, entdeckt IriS Romen sehr früh. Schon als Kind singt sie begeistert mit, wenn ihr Vater daheim alte LPs auflegt, und die Schulaufführungen berühmter Musicals machen ihr auch großen Spaß. Solche Erfahrungen lassen bereits im Backfischalter den Entschluss heranreifen, später das Singen zum Beruf zu machen. Nach dem Schulabschluss studiert die Musikbegeisterte Jazzgesang bei Janice Lakers an der Musikhochschule von Maastricht und Klassikgesang bei Marie-José Van De Beuken, daneben finanziert sie noch Privatunterricht bei Vokaltrainerin Anne Bruning mit einem Job im Supermarkt (wo sie dann übrigens auch mal André Rieu bedient …). In dieser Phase kristallisiert sich die Liebe zum alten Jazz heraus, daneben lernt IriS Romen die Brecht-Vertonungen von Kurt Weill, Paul Dessau und Hanns Eisler kennen und lieben, und sie wird als Gastsängerin von Ray Collins’ Hot Club in die Welt von Jump ‘n’ Jive, Rock ‘n’ Roll und Rhythm ‘n’ Blues eingeführt.
2004 zieht die Holländerin, die inzwischen auch noch das Spiel des Stehbasses erlernt hat, in die deutsche Hauptstadt. In Clärchens Ballhaus, jenem geschichtsträchtigen Tanzlokal, das es sogar als Drehort in Quentin Tarantinos “Inglourious Basterds” gebracht hat, führt sie samstags als Sängerin der Ballhaus Band durch ausverkaufte Schwofabende. Daneben erweitert sie als Mitglied der Girl-Group The Runaway Brides (häufig im Vorprogramm von BossHoss zu sehen) und Ben Beckers Begleitband ihr Spektrum. Nun ist die Zeit reif für den Schritt in eine internationale Sololaufbahn. “Ich glaube an die Zeitlosigkeit von allem, das mit dem Herzen gemacht und betrachtet wird.” So kommentiert IriS Romen ihren Einzelgänger-Einstand. Auf dem trifft sie exakt den Ton ihrer Lieblingsepochen und bleibt dennoch in jeder Note ganz zeitgemäß, ganz gegenwärtig. Den Spagat kriegen nur wenige hin, auf “Vintage Gal Hour” jedoch ist er mustergültig gelungen.

Termin
12.04.2013 – Berlin – Heimathafen