ERIK TRUFFAZ – In Between

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ERIK TRUFFAZ – In Between

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InBetween250 (EMI Blue Note, VÖ: 29.10.2010)
Erik Truffaz zählt zweifellos zu den umtriebigsten Jazzmusikern unserer Zeit. Seit seinem Blue-Note-Debüt aus dem Jahr 1997 hat der in der Schweiz geborene Franzose auf mehr als zehn höchst abwechslungsreichen Alben demonstriert, zu welch abenteuerlichen Grenzüberschreitungen er mit seinem Jazztrompetenspiel in der Lage ist. Dass dieser kosmopolitische Jazzer bei seinen Reisen und Tourneen durch die Welt immer wieder ungewöhnliche Begegnungen mit Musikern aus ganz anderen Bereichen sucht, zeigte sich besonders beeindruckend auf seinem letzten Werk, dem Dreifachalbum „Rendez-vous“, auf dem er in Paris mit dem Rapper Sly Johnson artistische Vokalstücke, im indischen Benares mit dem Tabla-Spieler Apurba Mukherjee und der Sängerin Indrani Mukherjee elegische Ragas und in Mexiko mit Murcof elektronische Vexierspiele aufnahm.

Im Gegensatz zu diesem höchst experimentellen Unterfangen ist das neue Album „In Between“ eher eine Rückbesinnung auf alte Stärken – und das in mehrfacher Hinsicht. Die Aufnahmen entstanden nicht nur mit jenem altbewährten Quartett, mit dem Truffaz auch seine frühen Meisterwerke wie „Out Of A Dream“ (1997) und „The Dawn“ (1998) sowie „The Walk Of The Giant Turtle“ (2003) einspielte, sie strahlen auch mitunter diese stoische Ruhe und Gravität aus, die mit dazu beigetragen haben, dass der Trompeter in der Vergangenheit so oft mit Miles Davis verglichen wurde. Neben den beiden Gründungsmitgliedern Marcello Giuliani (Bass) und Marc Erbetta (Schlagzeug) ersetzt diesmal jedoch Benoît Corboz, der bis dato als Toningenieur für Truffaz arbeitete, den langjährigen Keyboarder Patrick Muller.
Prägend für das Gesamtwerk von Truffaz sind auch Kollaborationen mit Gastsängerinnen und -sängern, deren Stilrichtungen Truffaz auf seinen jeweiligen Alben ins eigene Klangkonzept integrierte. Beste Beispiele aus der Vergangenheit sind der Rapper Nya, der auf „The Dawn“ und dem Bestseller „Bending New Corners“ (1999) mitwirkte, sowie der französische Sänger Christophe und der britische Singer/Songwriter Ed Harcourt, die auf dem Album „Arkhangelsk“ (2007) zu hören waren. Auf „In Between“ ist die Schweizerin Sophie Hunger zu bewundern, eine stilistische Grenzgängerin zwischen Folk, Chanson und Jazz, die zuletzt mit ihrem Album „1983“ Furore machte. Sie verleiht dem Truffaz-Album mit ihren beiden superben Beiträgen „Let Me Go“ und der Bob-Dylan-Coverversion „Dirge“ (vom Album „Planet Waves“) einen zauberhaften Pop-Appeal.
Erik Truffaz, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feierte, zeigt sich mit dem atmosphärisch dichten „In Between“ auf der Höhe seiner künstlerischen Schaffenskraft. „The Secret Of The Dead Sea“ changiert mit spannendem Basslauf, klagender Trompete und einfühlsam repetitiver Percussion zwischen Filmmusik und Rockmythos. „Mechanic Cosmetic“ glänzt mit psychedelisch anmutenden Texturen, „Lost In Bogota“ mit der Aufgeregtheit des Jazzrocks. Aber es ist vor allem die Wiederentdeckung der Langsamkeit, die die Faszination von „In Between“ ausmacht. Tracks wie „Fujin“. „Les gens du voyage“ und der Titelsong „In Between“ strahlen eine Souveränität und Ruhe aus, deren meditativer Ausstrahlungskraft man sich kaum entziehen kann. Erik Truffaz ist fraglos einer der sinnlichsten Jazzmusiker und „In Between“ eine seiner entsprechend schönsten Klangoasen.