Caetano Veloso & David Byrne – Live At Carnegie Hall

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Caetano Veloso & David Byrne – Live At Carnegie Hall

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Caetano_Veloso__David_Byrne__Live_at_Carnegie_Hall_Albumcover (Nonesuch, VÖ: 16.03.2012)
„Velosos Konzert am Samstag war ganz der Kameradschaft gewidmet, indem er sich das Zweistundenset mit Mr. Byrne, „meinem amerikanischen Lieblingskünstler“, teilte. Seite an Seite stehend, bildeten sie zwei Songwriter mit surrealer Phantasie, mit einer Vorliebe für das Exotische und das Synkretistische, dem Sinn für Humor und dem Talent, große Ambitionen in allgemeinverständliche Form zu kleiden.“ – New York Times
In der Tat erlebte das New Yorker Publikum im Frühjahr 2004 ein einzigartiges Konzert zweier der wahrscheinlich originellsten und beeindruckendsten Musiker, die der amerikanische Kontinent je hervorgebracht hat. Begleitet von Cellist Jacques Morelenbaum und Percussionist Mauro Refosco, präsentierte jeder von ihnen ein akustisches Set ihrer besten Songs, und gemeinsam standen sie dann auch für einige weitere Songs auf der Bühne. Ursprünglich für die Ausstrahlung auf dem Sender NPR mitgeschnitten, veröffentlicht Nonesuch nun die Highlights des Abends auf dem Album CAETANO VELOSO & DAVID BYRNE – Live At Carnegie Hall.

CAETANO VELOSO war es, der diese Fusion seinerzeit angestoßen hatte. Im Rahmen der einwöchigen Konzertserie Perspectives, die er im Frühjahr 2004 in der Carnegie Hall kuratiert hatte, lud er seinen langjährigen Freund und Mitstreiter zu einer gemeinsamen Performance im Isaac Stern Auditorium ein. „Als ich aufgefordert wurde, das Programm für Perspectives in der Carnegie Hall zu betreuen, war der einzige Künstler, bei dem ich mir sicher war, dass er unbedingt dabei sein musste, David Byrne,“ so erinnert sich VELOSO. „Ich traf David zum ersten Mal in den Achtzigern… [er] beeindruckte mich damals durch sein scharfes Gehör für alles, was im brasilianischen Radio gespielt wurde. Schon bei unserer ersten Unterhaltung bemerkte ich, dass David der erste Rockmusiker war, der die Essenz brasilianischer Musik wirklich erfühlen konnte. Als ich dann mit ihm zusammen auf die Bühne ging, war ich gar nicht mal nervös, sondern sehr schüchtern. Man muss wahrscheinlich ein Brasilianer (oder etwas Ähnliches) sein, um zu verstehen, wie ehrfurchtgebietend (und ich meine EHRFURCHTgebietend) es ist, Seite an Seite mit David Byrne zu singen.“
„Seit den späten Achtzigern bin ich ein großer Caetano-Fan, seit ich kopfüber in den Kaninchenbau der brasilianischen Musik gefallen bin“, so DAVID BYRNE über seine Liebe zu CAETANO VELOSO. „Wenn ich einige Namen von Musikern nennen sollte, die ich für Leitfiguren halte für das, was möglich ist – eben jene Musiker, die es geschafft haben, dauerhaft kreatives und interessantes Leben in die Musik zu bringen – wäre Caetano einer der ersten von ihnen.“ Und über das Konzert im Jahr 2004 fährt er fort: „Ich war unbeschreiblich nervös und erinnere mich, dass ich bei dem einen oder anderem Akkord gepfuscht habe (einige davon sind auf den Aufnahmen zu hören, befürchte ich)… aber nun ja, es war Caetano, und es war die Carnegie Hall, und so war ich unglaublich aufgeregt und geschmeichelt.“
Beide Musiker glänzten an diesem Abend mit einem ausgewählten Repertoire. VELOSO spielte unter anderem Desde Que o Samba é Samba, das er bereits in den Neunzigern mit Gilberto Gil aufgenommen hatte, Você é Linda aus dem Jahr 1983, Sampa und Terra aus dem 1978er Album Muito, und ging mit Coração Vagabundo bis in die sechziger Jahre zurück. DAVID BYRNE revanchierte sich mit einigen Talking Heads-Klassikern wie Life During Wartime, Road To Nowhere und der existentialistischen Ballade Heaven, und streute auch einige Songs aus seiner Solokarriere ein, darunter She Only Sleeps aus dem damals frisch erschienenen Album Grown Backwards und Everyone’s In Love With You aus dem 2001er Album Look Into The Eyeball. Ein gelungener Abend mit einer faszinierenden Vision, an der das Publikum ab März 2012 wieder teilhaben kann.
CAETANO VELOSO gehört zu den einflussreichsten und beliebtesten Künstlern aus Brasilien, wo er seine musikalische Karriere bereits in den 60ern begann. Fast 40 Alben gehen auf sein Konto, darunter allein 13 bei Nonesuch, wo im Jahre 2010 das Album zii e zie erschien. Seine musikalischen aber auch ästhetischen Ideen bezog er laut eigener Aussage aus so unterschiedlichen Quellen wie den Beatles, konkreter Poesie, den französischen Dadaisten und den modernistischen brasilianischen Dichtern der 1920er. Zusammen mit Gilberto Gil, Gal Costa, seiner Schwester Maria Bethania und einer ganzen Reihe weiterer Poeten und Intellektueller gründete er die Tropicalismo-Bewegung, die den kulturellen Kurs Brasiliens in stete Weiterentwicklung brachte.
DAVID BYRNE ist vor allem als kreative Kraft hinter den wegweisenden Talking Heads bekannt (1976-88), denen er eine bereits zwei Dekaden währende Solokarriere als Musiker, Fotograf, Designer, Filmregisseur und Autor anschließen ließ. Zu BYRNEs Nonesuch-Alben gehören Grown Backwards (2004), die Wiederveröffentlichungen von My Life In The Bush Of Ghosts (2006), die avantgardistischen Knee Plays (2007) und das Album Here Lies Love, ein Song-Zyklus über die philippinische First Lady Imelda Marcos und ihr Kindermädchen Estrella Cumpas, das BYRNE mit Fatboy Slim und vielen Gästen aufnahm. 2009 erschien sein bislang jüngstes Buch Bicycle Diaries (Viking Books), das seine innere und äußere Reise beschreibt, die er mit dem Fahrrad durch die Metropolen der Welt absolvierte.