Adriano BaTolba Orchestra – 13 Renegades

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Adriano BaTolba Orchestra – 13 Renegades

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ABO_13 Renegades (TOBAGO, VÖ: 26.02.2016)

Adriano BaTolba, seines Zeichens Rockabilly Guitarslinger, Mitbegründer von Dick Brave & The Backbeats, veröffentlicht im Februar 2016 mit seiner Big Band ein vom Rockabilly, Swing, Jazz und Jive, aber auch dem Roadmovie-Genre inspiriertes Debütalbum auf ToBaGo Records: „13 Renegades“.

BACK TO THE FUTURE 4.0

Allein schon der LP-Titel lässt einen Rock’n’Roll-Connaisseur aufhorchen: „13 Renegades”. Ein Begriff, der ursprünglich einen Abtrünnigen einer Religion, längst aber auch verallgemeinert einen Abkehrer eines Glaubens- oder Wertesystems bezeichnete. In neuem Kontext kam das Wörtchen Renegade in den fünfziger Jahren zuerst in den Vereinigten Staaten zum Einsatz. Umschrieb es wenig schmeichelhaft, ja gar abwertend sowohl Künstler als auch die damit verbundene jugendliche Gegenkulturbewegung abseits des Pop-Mainstreams. Hatte sich doch anfänglich unbemerkt vom Establishment in bestimmten Teilen der USA aus Blues, Jazz, Hillbilly, Boogie Woogie, Jump Blues, Rhythm’n’Blues, Doo Wop, Gospel, Country und Western Swing ein neues Genre entwickelt, das zur Mitte der fünfziger Jahre in voller Blüte stand: Rock’n’Roll. Miteinher ging eine komplett neue Jugendkultur. Klar, dass das etablierte US-Musikbusiness nach anfänglicher Phase der Ablehnung daran partizipieren zu versuchte. Galten Teenager im Land des Kapitalismus doch seit Frank Sinatra seine junge weibliche Fangemeinde, die Bobby Soxer, in den vierziger Jahren in Massen in Verzückung versetzt hatte, als neues lukratives Kaufklientel.

Mit der neuen Jugendkultur aus rebellischen Renegades, die einem ganz bestimmten Modestil folgten, den Marlon Brando 1953 im Kinofilm „Der Wilde” ein attraktiv signifikantes Äußeres verpasst hatte, änderten sich auch die gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Rasch schwappte das neue Lebensgefühl auch auf die Nachkriegsjugend in Europa über. In Deutschland avancierte Renegade zum gebräuchlichen Terminus Halbstarker und hielt Einzug in die Alltagssprache. Ausgelöst wurde das Rowdytum mit Hang zu Tanzaktivitäten, Röhrenjeans, Lederjacken, Fetttollen, Petticoats und Beehives durch Rock’n’Roll-Ikonen wie Elvis Presley, Bill Haley, Little Richard, Jerry Lee Lewis, Gene Vincent, Bo Diddley und Chuck Berry. Als weitere Indikatoren erwiesen sich auch die bei der aufbegehrenden Wirtschaftswunderjugend rasch populären gesellschaftskritischen Kinofilme „Der Wilde“ (1953), „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1955) und „Die Saat der Gewalt“ (1955).

Eine wahrlich aufregende Ära, in der Adriano BaTolba, dessen bürgerlicher Name André Tolba lautet, noch gar nicht geboren war. Verinnerlicht hat der glühende Rock’n’Roll-Verehrer Jahrgang 1972 dieses Lebensgefühl dennoch. Nicht aus Nostalgiebewusstsein oder der Neigung heraus, die „Good Ol’ Times“ zu verklären, sondern weil Rock’n’Roll bis heute nichts von seiner subversiven Ursprünglichkeit und Authentizität verloren hat. Aber auch, weil das Genre sich in beachtlichen Mengen auch in der Plattensammlung seiner Mutter fand. So kam es, dass Rockabilly, jene wohl 1953 vom US-Musiker Bill Flagg geprägte Genre-Bezeichnung für die Vorstufe des Rock ’n’ Roll, die jedoch erst zum Revival in den achtziger Jahren offiziell genutzt wurde, ab einem gewissen Zeitpunkt den jungen André Tolba, der zuhause mit einem sehr strengen Vater zu kämpfen hatte, zu faszinieren begann. Als Auslöser für die lebenslange Leidenschaft diente ausgerechnet das Ableben des King Of Rock’n’Roll höchstpersönlich. Ein Porträt über den verstorbenen Elvis Presley im deutschen Fernsehen zeichnete der von der Dokumentation begeisterte Klein-André mit seinem Kassettenrekorder auf. Gehasster anfänglicher Klavierunterricht wich alsbald wesentlich effizienteren Gitarrenstunden. Mentor und Künstler Rick Abao förderte Tolba hin in Richtung Berufsmusiker. Eines kam zum anderen, als dann noch die amerikanischen Stray Cats 1980 das Rockabilly-Revival einläuteten.

GUITARVIRTUOSO,BIG BAND LEADER und ALL-AROUND COOL CAT

Um Nägel mit Köpfen zu machen studierte André Tolba, der parallel seine Lehr- und Wanderjahre in diversen Show-Formationen absolvierte, von 1993 bis 1998 Jazzgitarre im niederländischen Hilversum. Sein einstiger Gitarrenlehrer Stephan Baader hatte derweil unter Pseudonym Pomez di Lorenzo eine erfolgreiche Karriere (u.a. Ben, Der Wolf, Young Deenay, Uwe Ochsenknecht, Cosmo Klein, Q-Connection) als Produzent und Songschreiber eingeschlagen. Baader bat den Ausnahmegitarristen immer wieder zu Studioproduktionen – auch zu jenen eines gewissen Sascha Schmitz, der wenig später als Sasha weit über die Grenze der Republik Mädchenherzen höher schlagen und Ladenkassen klingeln ließ. André übernahm in der Begleitformation von Sasha die Rolle des Sologitarristen. Nach einer gemeinsamen USA-Reise mit Zwischenstopp im Elvis-Schrein Graceland hob man Dick Brave & The Backbeats aus der Taufe. Bei der Gelegenheit wurde André auch gleich das Pseudonym „Adriano BaTolba“ verpasst. Das Debüt „Dick This“, co-produziert von BaTolba, eroberte 2004 Spitzenpositionen in den Media Control Charts: Drei Wochen auf Platz 1, acht Wochen in den Top 5 und insgesamt 14 Wochen in den Top 10. Knapp eine halbe Million Exemplare gingen alleine in Deutschland über die Ladentheke. Gold, Doppelplatin sowie Echo- und Comet- Auszeichnungen folgten auf dem Fuße. Seit 2005 fungiert BaTolba zudem als Sologitarrist im Tournee-Ensemble von Rock’n’Roll-Urgestein Peter Kraus. Als Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf zur Eröffnung des Spektakels vor 120 Millionen Zuschauern in ganz Europa eine Rockabilly-Version ihres Siegertitels „Satellite” mit Big Band präsentiert, steht selbstverständlich Adriano BaTolba mit seiner Gretsch-Gitarre zwischen dem Erfolgsgespann Stefan Raab und Lena auf der Bühne.

13 MUSIKER, 13 SONGS – 13 RENEGADES

Mit Albumdebüt „13 Renegades“, entstanden abermals in Co-Produktion mit Langzeitwegbegleiter Pomez di Lorenzo, legt das Adriano BaTolba Orchestra nun seine definitive Visitenkarte vor. Auftakt des aufregenden Roadtrips, der in den ABAB Studios von Kai Lee aufgenommen, gemixt und in den Skyline Studios von Kai Blankenberg gemastert wurde, ist sogleich ein Hot Rod Rennen auf dem Highway mit „Ride It Like You Stole It“. Weitere Zwischenstopps leistet sich das Ensemble im French Quarter von New Orleans beim Mardi Gras („Right Time For Love“) oder auch in den Ballsälen des New Yorks der 30er und 40er Jahren in der Ära des exaltierten Tanzstils Lindy Hop („Jean Jean Jeannie“) . Keinerlei stilistische Grenzen setzt sich das Adriano BaTolba Orchestra bei seinen stets geschmackssicher gewählten Coverversionen: Adaptiert es doch Pigeon Johns HipHop-Track „The Bomb“ ebenso wie einen Traditional aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs („Cotton Eyed Joe“), Jazz-Standard „Harlem Nocturne“, R&B-Klassiker „Fever“ und „Shame, Shame, Shame“. Hochkarätig besetzt empfiehlt sich das 13-köpfige Adriano BaTolba Orchestra: Sowohl Schlagzeuger Martell Beigang als auch die Bassisten Falko Burkert und Felix Wiegand arbeiteten mit BaTolba schon bei Dick Brave & The Backbeats zusammen. Nicht weniger prominent ist auch die Brass Section mit u.a. Saxofonist Marc Leymann und Lead-Trompeter Olaf Krüger, deren messerscharfe Bläsersätze schon bei Künstlern wie Götz Alsmann, Anastacia, Shirley Bassey, Fritz Brause, Michael Bublé, Joe Cocker, Falco, David Garrett, Maxx Herre, Xavier Naidoo, Stefan Raab, Lionel Richie, Seal, Helge Schneider und Dionne Warwick zu hören waren.

Als Gäste fungierten das Aschaffenburger Rockabilly Ensemble Boppin’ B., langjährige Kumpel von Adriano BaTolba, die im Herbst 2015 immerhin auch schon ihr 30. Bandjubiläum feierten. Nicht fehlen darf charmant bezaubernde Weiblichkeit in Form von The Silverettes. Mit perfektem Satzgesang verleihen sie diversen Songs eine ganz eigene Note. Frontfrau Ira assistierte Adriano als Duettpartnerin auf der ersten Single „Right Time For Love“.

www.adrianobatolbaorchestra.de